Mitsprache und Engagement „im Verband“

Aus der Organisationstruktur des AFVD ergibt sich ein vergleichsweise flacher Aufbau der Hierarchie: Menschen sind (aktive oder passive) Mitglieder in ihrem Verein, der Verein ist Mitglied des ebenfalls als Verein rechtlich registrierten Landesverbandes. Und der Landesverband ist Mitglied des Bundesverbandes AFVD.

Mitsprache- und Teilhabemöglichkeiten ergeben sich aus dieser Struktur im Sinne des Vorbilds einer repräsentativen Demokratie. Der AFVD ist selbstverständlich ein absolut demokratisch organisierter Verein. „Repräsentativ“ heißt allerdings: Nicht alle rund 70.000 Mitglieder können zur Bundesversammlung kommen. Und auch nicht jeder Vorschlag, so gut er gemeint sein mag, kann dort diskutiert werden, wenn er nur von einer oder wenigen Einzelpersonen gemacht worden ist.

Üblicherweise beginnt die „Teilhabe“ für einen einzelnen also im eigenen Verein. Egal ob Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Cheerleader, Elternteil oder passives Mitglied: Engagement im Verein lohnt immer!

Natürlich muss die Zeit vorhanden sein, sich einzubringen. Die Stärken jedes Einzelnen sind anders gelagert, doch in Vereinen wird jede helfende Hand benötigt. Praktiker, die das Feld richtig kreiden und dafür sorgen, dass die Wasserflaschen zu Training und Spiel gefüllt und vorrätig sind, sind ebenso gesucht wie Logistiker, die den Bus zur Auswärtsfahrt buchen oder am Ende des Jahres eine Steuererklärung machen.

Es ist wie auf dem Feld: Teamwork ist gefragt, und nur so kommen viele Spezialisten unterschiedlicher Bereiche unter einen Hut. Es gibt allerdings sehr wohl noch eine andere Parallele zum eigentlichen Sport: Es ist (auch) ein Wettbewerb der Ideen, bereits auf dieser Ebene im Verein. Der Sportdirektor möchte den etwas größeren Bus buchen und eine Übernachtung vor dem wichtigen Auswärtsspiel. Der Schatzmeister aber sitzt auf dem Geld und will sparen. Was nun? Die Fähigkeit, sachlich miteinander zu diskutieren und gemeinsam die richtige Kompromisslösung zu finden, führt zum idealen Ergebnis.

Vereine, die auf diesem Gebiet erfolgreich sind, werden meistens auch sportlich auf Dauer erfolgreich sein. Sie werden sich innerhalb ihres Bundeslandes auch einen guten Ruf bei den anderen Vereinen, trotz aller sportlichen Konkurrenz, erarbeiten. Dies hilft auf der zweiten Stufe – wenn nämlich der Landesverband zu seiner jährlichen Hauptversammlung oder anderen turnusgemäßen Sitzungen einlädt. Die Delegierten eines Vereins, der seit Jahren vorbildliche Arbeit leistet und den daran meist gekoppelten sportlichen Erfolg mit berechtigtem Stolz als zusätzliches Argument auf seiner Seite hat, finden mit ihren Vorschlägen im Landesverband sicherlich deutlich mehr Gehör, als jene, die sich einen Tag vorher etwas ausgedacht haben, aber den Beweis nicht erbringen können, dass es im Verein schon in der Praxis funktioniert hätte. Auch hier also herrscht der Wettbewerb der Ideen, und jene, die Konzepte mit praktischen Erfolgsnachweisen vorstellen und weitere Zeit aufbringen können, um auch im Landesverband Aufgaben zu übernehmen, werden sich durchsetzen.

Die Aufgaben auf der Verbandsebene sind leicht andere als auf Vereinsebene, noch mehr sind integrative Kraft und Kompromissfähigkeit gefordert. Die Vereine eines Landesverbandes stehen sich manchmal in großer sportlicher Rivalität gegenüber, anders als Mitglieder eines Vereines, die tendenziell leichter an einem Strang ziehen. Nun gibt es auch häufiger „Gegenwind“. Wer auf Vereinsebene einmal bei einem Projekt nicht die Ziele erreicht hat, die man hatte, wird immer noch als Mitglied des eigenen Vereins als jemand wahrgenommen, der sich zumindest Mühe gegeben hat und eher Beistand verdient hat, damit es beim nächsten Versuch besser klappt. Auf Verbandsebene steht jemand schneller im Verdacht, aus eigenem Interesse oder nur dem seines Vereins gehandelt zu haben und andere Vereine zumindest fahrlässig benachteiligt zu haben.

Zeit also, um sich ein „dickes Fell“ wachsen zu lassen, um sich gegebenenfalls auch auf der nächsten Ebene im Bundesverband einzubringen.

Wie beim Schritt vom Verein in den Landesverband gilt selbstverständlich auch hier: Praktischen Erfolg aus der Arbeit im Landesverband nachweisen zu können, hilft ungemein, für seine Ideen Befürworter zu finden. Die Konkurrenz wird noch einmal größer. Nun steht man nicht mehr nur im Verdacht, einzelne Vereine, sondern gar ganze Bundesländer ungerecht zu bevorteilen oder zu benachteiligen zu versuchen. Gleichzeitig schießt sich auch noch die externe Öffentlichkeit leichter auf einen ein. „Die da oben“ können es halt nie jemandem recht machen.

Die gute Nachricht ist: Der AFVD benötigt auf allen Ebenen jederzeit qualifizierte Mitstreiter. Ob in Verein, Landes- oder Bundesverband: Jeder sinnvolle Vorschlag wird gehört, geprüft und wenn möglich umgesetzt. Der Haken an der Sache aber ist: Dies ist mit Arbeit verbunden. Echter Arbeit, sehr viel Arbeit! Und es darf nicht verschwiegen werden: Es kostet auch viel Zeit, sehr viel Zeit, die vom Privatleben abgeht.

Bereits auf Landesverbandsebene beginnt der Zeitaufwand sich dem einer echten Berufstätigkeit anzunähern, und dies im Sportbereich naturgemäß gepaart mit regelmäßigen Arbeitszeiten am Wochenende und einer vorausgesetzten Flexibilität, möglichst „24/7“ erreichbar zu sein. Wer tatsächlich teilhaben und mitbestimmen will, muss zum einen bereit sein, dies verlässlich auf sich zu nehmen, und sich zum anderen in Verein oder Verband durch praktische Arbeit und nachweisbare Erfolge und nicht durch nicht einhaltbare Versprechen profilieren. Andernfalls wird er von den vielen, vielen erwiesenen „Praktikern“, die in den Vereinen und Verbänden an den „Schaltstellen“ sitzen, nicht so ernst genommen werden, wie er meint, es zu verdienen. Das ist kein böses oder „borniertes“ Ignorieren, das ist ganz einfach der natürliche Lauf der Dinge, wenn Sacharbeit Priorität hat.

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