Mitteilung von AFVD vom 18.05.2004

Die fünf Kandidatenstädte für die Spiele 2012

PARIS

Olympische Spiele: 1900, 1924

Bisherige Bewerbungen: 1992, 2008

Einwohner: 2,1 Millionen

Paris bewirbt sich mit einem Budget von 50 Millionen Euro. Die französische Hauptstadt verspricht ein «Sportfest des Friedens» sowie «ökologische und einfache Spiele ohne Verschwendung». Die Organisatoren verweisen auf die erfolgreichen Ausrichtungen der Fußball-WM 1998 und der Leichtathletik-WM 2003. Die Infrastruktur bietet alle Voraussetzungen für eine solche Großveranstaltung: Das Metro-Netz ist eng, die internationalen Anbindungen per Autobahn, Flughafen und Bahn sind perfekt. Auch die Unterbringung der Athleten, Journalisten und Gäste birgt kein Problem für Paris, das jedes Jahr 35 Millionen Besucher beherbergt. Insgesamt sollen 32 Wettkampfstätten bereit stehen, konzentriert im Norden und Westen der Stadt.

Ohne IOC-Zuschüsse rechnet Paris mit etwa einer Milliarde Euro Einnahmen. Der Staat hat zugesagt, für die Sicherheit und Abdeckung aller Risiken zu sorgen. Mehr als 70 000 Polizisten, Feuerwehrleute und Hilfskräfte sollen zum Schutz der Spiele aufgeboten werden. Paris hat Erfahrung mit der Abwehr von Terrordrohungen und ist optimistisch.

Prognose: Der Favorit für die Spiele 2012. Paris bietet auch technisch eine hervorragende Bewerbung.

LONDON

Olympische Spiele: 1908, 1948, Zuschlag für 1944 (Spiele fielen wegen des 2. Weltkriegs aus)

Einwohner: 7,1 Millionen

London ist bei den englischen Buchmachern nach Paris der Favorit. Die kosmopolitische Metropole sieht sich als Spezialist für Völkerverständigung. London wirbt auch damit, dass 60 Prozent aller Veranstaltungen im kompakten Olympischen Dorf am Stadtrand stattfinden sollen, die übrigen größtenteils mitten im Zentrum, etwa im Hyde Park. Diese Mischung zwischen kurzen Wegen und attraktiven Austragungsstätten werde den besonderen Reiz ausmachen. Vom Bau des Olympia-Zentrums verspricht sich London eine dauerhafte Sanierung seines seit Jahrhunderten benachteiligten Ostens.

Beim Thema Sicherheit verweist man auf die lange Erfahrung im Umgang mit Terrorismus: Die Bomben der IRA hätten dafür gesorgt, dass London heute gewappnet sei wie keine andere Stadt. Die Organisatoren bestreiten, dass Großbritannien durch seine Beteiligung am Irak-Krieg ganz besonders ins Visier islamischer Extremisten gerückt ist. Als größter Schwachpunkt gilt das überlastete Zug- und U-Bahnsystem.

Prognose: Trotz einiger Einschränkungen im Transport gehört die Bewerbung zu den besten.

NEW YORK

Olympische Spiele: keine

Bisherige Bewerbungen: keine

Einwohner: 8 Millionen

Als großes Plus sehen die New Yorker Stadtväter den ausgeprägten multikulturellen Charakter der Acht-Millionen-Metropole. Der weltumspannende Gedanke der Olympischen Spiele und ihre überragende Friedensidee sollen dadurch betont werden, dass die Sportler in Sichtweite des Hauptquartiers der Vereinten Nationen wohnen sollen. Das Olympische Dorf im Stadtbezirk Queens am East River soll an drei Seiten von Wasser umgeben sein. Von dort aus sollen die Athleten jeden Wettkampfort rasch mit Olympia-U-Bahnen und -Bussen erreichen können. Die weitaus meisten Austragungsorte sollen höchstens 16 Kilometer vom Olympischen Dorf entfernt sein. Bis 2012 will New York sein recht antiquiertes U-Bahn-System erheblich verbessern.

Zur Frage möglicher Terroranschläge heißt es, dass die Polizei große Erfahrung besitze. Alle Ausgaben will New York über erwartete Einnahmen von 3,3 Milliarden Dollar durch Lizenzgebühren, Sponsorengelder und den Ticketverkauf begleichen.

Prognose: New York bietet gewaltige Zahlen und Fakten auf, um eine Erfolg versprechende Kandidatur zu untermauern.

MADRID

Olympische Spiele: keine

Bisherige Bewerbungen: 1972

Einwohner: 3 Millionen

Madrid verspricht «Spiele der kurzen Wege»: Vom Olympischen Dorf im Osten der Stadt zum geplanten Olympiastadion sollen es nur 1,5 Kilometer sein. Damit könnte ein großer Teil der Athleten zu Fuß zu den Wettkampfstätten gelangen. Die Sportstätten in anderen Stadtteilen sollen per U-Bahn oder Bus problemlos zu erreichen sein. Allein die Ruderer (in Aranjuez), die Segler (in Palma de Mallorca) und die Fußballer müssten außerhalb der Stadt antreten. Bei den Planungen legten die Madrilenen viel Wert darauf, dass die Umwelt geschützt wird und die Anlagen nach den Spielen eine neue Verwendung finden.

Zu den Schwachpunkten gehören die geringen Erfahrungen der spanischen Hauptstadt bei der Ausrichtung von sportlichen Großveranstaltungen. Zudem könnte es ein Nachteil sein, dass die Spiele 1992 in Barcelona nicht lange zurückliegen.

Prognose: Eine solide, aber nicht eine der besten Bewerbungen.

MOSKAU

Olympische Spiele: 1980

Bisherige Bewerbungen: 1976

Einwohner: 10 Millionen

Sicherheitsprobleme machen die russische Hauptstadt Moskau zum Außenseiter. Falls Moskau den Zuschlag für 2012 bekommt, sollen 50 000 Polizisten die Spiele sichern. Als Vorteil stellt das Bewerbungskomitee heraus, dass 80 Prozent der Sportstätten der Spiele 1980 noch nutzbar seien. Selbst wenn viele von ihnen renoviert werden müssen, macht dies die Spiele in Moskau vergleichsweise billig. Die russische Seite rechnet mit eigenen Aufwendungen von knapp 800 Millionen Euro.

Die wichtigsten Sportzentren, das Olympische Dorf und das Pressezentrum sollen alle an der Moskwa liegen. Da böte es sich an, den Fluss auch als Verkehrsweg zu nutzen, denn mit dem Verkehr hat Moskau ein Problem. Ein Mangel ist auch, dass in der russischen Hauptstadt tausende von Hotelbetten fehlen.

Prognose: Eine Bewerbung auf schwachen Füßen und krasser Außenseiter. Die Anerkennung als Kandidatenstadt ist eine politische Entscheidung.


© dpa - Meldung vom 18.05.2004 14:09 Uhr