Mitteilung von AFVD vom 19.01.2007

Bundesschiedsrichterausschuss tagte in Frankfurt

Schiedsrichter erwarten kürzere Spiele

Regeländerungen könnten in Deutschland mehr Wirkung zeigen als in den USA
Der Bundesschiedsrichterausschuss hat auf seiner Sitzung am Wochenende unter Leitung von Bundesschiedsrichterobmann Peter Springwald seine Planungen für die Saison 2007 abgeschlossen. Aus Sicht der Schiedsrichter wird im neuen Jahr die spannendste Frage, um welchen Faktor sich die tatsächliche Länge der Spiele in Deutschland verringern wird. Denn die vom US-College-Sportverband NCAA für die vorige Saison umgesetzten Regeländerungen betrafen vor allem Regelungen der Spielzeit. Die Neuerungen gelten in der kommenden Saison nun auch in Deutschland, traditionell übernimmt der AFV Deutschland die jeweils gültigen NCAA-Spielregeln mit nur ganz wenigen Ausnahmen.
Eine vermeintlich kleine Änderung könnte dabei größere Folgen nach sich ziehen: Bislang startete die wegen eines Ballbesitzwechsels (zum Beispiel infolge von Interceptions oder Punts) gestoppte Spielzeit erst wieder neu, wenn der Ball wieder ins Spiel gebracht wurde. Nach der neuen Regel wird dies aber bereits bei der Ballfreigabe durch den Schiedsrichter geschehen. Zum einen bedeutet dies für die Mannschaften, dass weniger Zeit bleibt, sich für den ersten Spielzug der neuen Serie »zu sortieren«, was taktisch vielleicht nur eine kleine Umstellung bleiben dürfte. Wesentlicher ist aber, dass pro Ballbesitzwechsel nun rund 20 Sekunden Spielzeit verstreichen dürften, ohne dass tatsächlich gespielt wird.
In den USA wird seit Jahren versucht, die Länge der Spiele zu begrenzen, vor allem auch, um die TV-Übertragungen planbarer zu machen. Ironie des Schicksals: Nach ersten, vorläufigen Auswertungen trug die Maßnahme keine Früchte, beziehungsweise durch das häufig eingesetzte »Instant Replay«, wurden sämtliche Einsparungseffekte wieder kompensiert. In Deutschland aber, wo der Videobeweis nicht im Einsatz ist, dürften die Spiele nach den Erwartungen Springwalds »im Schnitt um die 15 Spielzüge weniger haben.« Die Auswirkungen könnten sich dann auch in niedrigeren Endresultaten zeigen. Schiedsrichter und Verband wollen die kommende Saison in dieser Hinsicht genau analysieren. Für Springwald ist es durchaus vorstellbar, dass mittelfristig im deutschen und europäischen Amateurbereich Spiele über vier mal 15 Minuten statt wie derzeit über vier mal zwölf Minuten ausgetragen werden könnten.
Deutschlands Schiedsrichter wären sicher auch dafür gerüstet. Anlässlich ihrer Sitzung durften die Referee-Vertreter einmal mehr zufrieden resümieren, dass die »pfeifende Zunft« sowohl hinsichtlich Qualität als auch Quantität floriert. 797 lizenzierte Schiedsrichter sind bundesweit im Einsatz, und ihre Zahl steigt kontinuierlich. Selbst für volle Spieltage etwa im Juni, wenn bis zu 250 Spiele unterschiedlichster Ligen an einem Wochenende gepfiffen werden müssen, reicht die Kapazität - das Problem des Schiedsrichtermangels aus den frühen Jahren des deutschen Footballs ist dank des bundesweit koordinierten Ausbildungswesens und die in den letzten Jahren stetig besser gewordene Abstimmung mit Landesverbänden und Bundesverband endgültig behoben.
Dafür stellen sich die Schiedsrichter nun nur zu gern einem neuen Problem: Seit dem letzten Jahr übersteigt die Zahl der Referees mit A-Lizenz die Zahl der verfügbaren Plätze im GFL-Pool, jener Gruppe von 63 »Zebras«, die in der höchsten Spielklasse Partien leiten. Bei 84 derzeitigen A-Lizenz-Inhabern ist nun der »Automatismus« abgeschafft, dass die bestandene Prüfung sofort Einsatzzeiten in der GFL mit sich brachte. Neue A-Lizenz-Inhaber werden künftig beim Jugendländerturnier im Herbst unter akribischer Beobachtung des Lehrausschusses eine Art »Reifeprüfung« abzulegen haben. Und auf der anderen Seite soll nach Videoaufzeichnungen für die GFL-Schiedsrichter intern für jede der Positionen ein Ranking erstellt werden, dessen Letztplatzierte dann möglicherweise durch Schiedsrichter ersetzt werden, die sich beim Jugendturnier bewährt haben.
Und den besten Schiedsrichtern winken dann natürlich auch Einsätze auf internationalem Parkett. Für die WM in Japan im Juli hat Deutschland mit Lars Bernstein (Hessen), Marcel Tschurer und Heinz Sauer (beide Nordrhein-Westfalen) seine drei Referees bereits nominiert. Springwald selbst wird als Supervisor alle Belange der Schiedsrichter beim WM-Turnier koordinieren. Ihm unterstellt sind dabei dann auch die drei US-Schiedsrichter, die selbst bei Spitzenpartien der letztjährigen US-College-Saison im Einsatz waren. Auch das ein Beleg für den international guten Ruf der deutschen Schiedsrichter, dass eine Zusammenarbeit in solcher Konstellation möglich ist.