Mitteilung von AFVD vom 17.07.2010

EM 2010: AFVD Präsident Huber: Der EM-Titel ist keine Pflicht

Vor der am 24. Juli mit dem Spiel gegen Österreich startenden Europameisterschaft im eigenen Land laufen die Vorbereitungen im Trainerstab bereits auf Hochtouren. Die Mannschaft selbst rückt erst in der Woche vor dem Turnier ins Trainingslager in Hennef ein, ein großer Teil der Nationalspieler ist zuvor noch in Spielen für den jeweiligen Verein engagiert. Umso mehr Zeit haben nun die Trainer, ihre „Schlachtpläne“ auf die kommenden Gegner abzustellen.

Dreimal in Folge im EM-Finale, bestes europäisches Team bei der letzten WM, nun die Europameisterschaft im eigenen Land, zudem in Hessen, wo man schon 2001 den Titel gewann - das lässt die Erwartungen vielerorts anschwellen. „Eine Vorgabe zum Titelgewinn gibt es selbstverständlich nicht“, hält Robert Huber, Präsident des AFV Deutschlands, dem aufkommenden Druck auf die Mannschaft entgegen. „Die EM-Finalisten sind für die WM im nächsten Jahr qualifiziert, falls WM-Gastgeber Österreich ins Finale käme, reicht auch Platz drei zur WM-Qualifikation. Bei der WM wären wir 2011 natürlich gern dabei, keine Frage, es wäre für uns alle eine Enttäuschung, wenn dies nicht gelingen würde. Aber die Konkurrenz ist dicht beieinander, da können wir keine übermütigen Forderungen an die Mannschaft aufstellen.“

Das erste Spiel der deutschen Mannschaft geht nun aber ausgerechnet gegen die Österreicher. In der Partie ist dank des im Sport speziellen Verhältnisses zwischen den beiden Nachbarn schon genug „Feuer“ drin, dass es nicht nur ein EM-, sondern für die Deutschen quasi auch ein WM-Qualifikationsspiel ist, tut ein Übriges. Und dennoch: „Wer unseren Sport kennt, der weiß ja, dass binnen Sekunden Spiele gedreht werden können. Es wäre töricht, da jetzt von Verbandsseite Siege als eine Pflicht einfordern zu wollen“, sagt Huber. „Wenn Trainer und Spieler sich selbst auf diese Art motivieren wollen, kann das sinnvoll sein. Aber wir als Verband enthalten uns ganz gewiss jeglicher solcher Spekulationen in diesem Bereich.“

Überhaupt, so Huber, seien viele Ziele, die sich mit der EM verbinden, im Großen und Ganzen bereits erreicht: „Das EM-Endturnier krönt einen Vier-Jahres-Zyklus, in dem wir den Spielern einiges bieten konnten: die WM in Japan, den German-Japan-Bowl in der Düsseldorfer ESPRIT-Arena, nun die EM in Hessen. Nimmt man die German Bowls hinzu, eröffneten sich sechs Gelegenheiten binnen 24 Monaten für die Spieler-Elite, in großen Top-Arenen zu spielen. Es gibt wohl keine Amateursportart in Deutschland, in der derzeit Vergleichbares möglich ist“, sagt Huber. „Und das ist doch unsere Kernaufgabe als Verband, den Aktiven die Ausübung ihres Sportes zu ermöglichen und zu erleichtern, gute Rahmenbedingungen für Training und Wettkampf zu schaffen.“

„Auch wenn wir zu den wachstumsstärksten Verbänden im DOSB gehören, American Football hat in Deutschland und Europa schließlich noch einen weiten Weg vor sich.“ Dennoch habe die Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen und Partnern aus der Wirtschaft in der Vorbereitung auf die EM ein neues Niveau erreicht: „Der Bund, das Land Hessen und die drei EM-Städte engagieren sich auf hoher politischer Ebene für uns“, erläutert der AFVD-Präsident. Nur so ist es dem Verband möglich, seinen Veranstaltungs-Marathon der letzten Jahre, zu dem noch die Cheerleading-WM in Bremen hinzukam, durchzuhalten.

Der Dreiklang der guten Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen oder dem DOSB, der Partnerschaft mit professionellen Vermarktungsagenturen und der anerkannt guten eigenen Organisation des sportlichen Bereichs sucht im europäischen American Football seinesgleichen. Nicht von ungefähr ist die EM bereits das fünfte internationale American-Football-Event auf deutschem Boden im letzten Jahrzehnt. Zwei EM-Finalspiele 2000 und 2001, die WM 2003, die World Games 2005 und nun das erste EM-Turnier mit sechs Teilnehmern in Hessen sind Belege dafür, wie sehr auch der europäische American Football auf die Stützpfeiler baut, die der AFV Deutschland kontinuierlich gezimmert hat. Wenn nun das Team den sportlichen Erfolg dazusteuern kann - umso besser. Doch es liegt in der Natur des Sportes, dass zwar vieles planbar und eine gute Vorbereitung immer hilfreich ist, der Erfolg am Ende aber immer auch von der Tagesform oder vom nötigen Quäntchen Glück abhängt. „Unsere Spieler werden sich im Nationaltrikot als würdige Vertreter unseres Landes präsentieren, so viel ist sicher“, verspricht Huber. „Für welche Platzierung es dann reicht, werden wir ganz einfach abwarten.“