Mitteilung von AFVD vom 07.11.2003

FAZ Kommentar: Kleine Football-Welt

Von Wolfgang Scheffler (04. November 2003).

Begonnen hat es mit einem großsprecherischen Namen, der die Globalisierung eines uramerikanischen Sports verkündete: 1991 und 1992 spielten zehn Teams - sechs aus den Vereinigten Staaten, eines aus Kanada (Montreal Machine) und drei aus Europa (Frankfurt Galaxy, London Monarchs und Barcelona Dragons) - in der "World League of American Football". Doch weder das Heimatland noch die Welt konnte diese Liga erobern, so daß der wenig erfolgreiche Sportexport nach zwei mageren Spielzeiten erst einmal für zwei Jahre gestoppt wurde.

1995 wagte die National Football League (NFL) einen weiteren Versuch, aber statt der ganzen Welt sollte diesmal nur Europa beglückt und mit dem neuen Namen die Vaterrolle der NFL betont werden, um deren Werbewirkung zu nutzen. Zum Auftakt spielten sechs Teams aus Deutschland, England, den Niederlanden, Schottland und Spanien in der umbenannten "NFL Europe". Aber dieses Kunstprodukt mit zweitklassigen amerikanischen Profis und ein paar Alibi-Einheimischen gedeiht auch nach acht weiteren Spielzeiten noch immer nicht überall nach dem Willen der expansionsgierigen amerikanischen Teambesitzer. Die London Monarchs stellten 1998 ihren Spielbetrieb ein, mit den Barcelona Dragons folgte in dieser Woche der zweite der ursprünglichen europäischen Brückenköpfe. Der Grund der Schließungen von europäischen Filialen ist immer der gleiche: mangelnder Zuschauerzuspruch.

Die Globalisierung ist also ebenso gescheitert wie die Europäisierung. Bleibt nur noch die Konzentration des amerikanischen Raufsports auf Deutschland: Was bei Frankfurt Galaxy so gut funktionierte, klappte auch in anderen deutschen Großstädten. So ist die Sechser-Liga mit Düsseldorf Rhein Fire und Berlin Thunder schon seit 1999 zur Hälfte deutsch, im kommenden Jahr werden sogar vier von sechs Teams in der Bundesrepublik stationiert sein. Dann springt Köln für die footballmüden Spanier in die Bresche. Aber damit nicht genug: Wenn Düsseldorf Rhein Fire nach der Modernisierung des Rheinstadions aus der Arena AufSchalke zurück in seine Heimatstadt zieht, wird wohl auch Gelsenkirchen mit einem Team der NFL Europe beglückt. Denn die NFL Europe hat der Arena AufSchalke bis 2007 Fußball der amerikanischen Art vertraglich garantiert. Und aus der NFL Europe wird langsam, aber sicher die NFL Germany - auch wenn Deutsch für fast alle Aktiven der Liga eine Fremdsprache bleibt.

Warum funktioniert in Deutschland, was im Rest der Welt floppt? Auch wenn hier keine schlüssige Erklärung für so viel Liebe für ein sportlich zweifelhaftes amerikanisches Spektakel angeboten werden kann, sollten unsere amerikanischen Freunde zumindest diese deutsche Begeisterung für einen amerikanischen Sport mit lauter Amerikanern in "Good old Germany" honorieren. Wenn es um Football geht, steht Deutschland fast als letzter treu an der Seite Amerikas.

(Mit freundlicher Genehmigung der FAZ)