Mitteilung von AFVD vom 05.03.2008

Konzept zur Entwicklung der Flag-Jugend 2008

Dieses Konzept soll zunächst die Ziele die bei der Entwicklung des Flag-Football im Jugendbereich verfolgt werden definieren.


1) Definition der Ziele

Um ein sinnvolles Konzept für die Jugendarbeit zu entwickeln ist es zunächst unabdingbar, die Ziele dieser Jugendarbeit zu definieren.

Das Konzept muss den folgenden Ansprüchen genügen:

a) Frühestmögliche Einbindung der Kinder
b) Keine Ausgrenzung bestimmter Kindergruppen (Übergewicht – Mädchen)
c) Keine Abschreckung der Eltern
d) Bindung der Kinder- und Jugendspieler über die Jugendspielklassen hinaus
e) Stichwort Integration / soziale Kompetenz
f) Steigerung der Anzahl der Flag-Football-Teams
g) Einführen differenzierter Altersstufen


Zu den Punkten im Einzelnen:


a) Früheste mögliche Einbindung der Kinder

Das derzeitige Einstiegsalter der Kinder liegt deutlich über dem anderer Ballsportarten.

Während die Kinder im Handball oder Fußball oft schon mit 6 Jahren mit dem Sport beginnen, liegt die Altersgrenze für Flag-Football bei 9 Jahren (in einzelnen Landesverbänden bereits niedriger).

Dieser Umstand führt dazu, daß wir nur Kinder erreichen, die sich bis zum Alter von 8 bis 9 Jahren noch auf keinen Sport festgelegt haben oder mit ihrer gewählten Sportart unzufrieden sind. Dies bedarf dringend der Korrektur.

Einzelne Landesverbände haben dies bereits erkannt und das Eintrittsalter gesenkt.

Um diese Entwicklung zu fördern sollte der AFVD allen Landesverbänden eine Absenkung des Eintrittsalters empfehlen.

Ein Leitfaden, der mögliche Wege aufzeigt, sollte als Hilfestellung für Verbände und Vereine, erarbeitet werden.

Die Motivation dies umzusetzen kann durch die Einführung einer Deutschen Meisterschaft gesteigert werden.

Durch die Möglichkeit, in passenden Altersstufen zu spielen haben gerade die jüngeren Kinder mehr Spiele, mehr Einsätze, mehr Spaß, mehr Gesprächsstoff und es entstehen dadurch langfristig hoffentlich mehr Teams.

b) Keine Ausgrenzung bestimmter Kindergruppen

Flag-Football ist als Breitensport für alle Kinder jeglicher Größe und Form und beider Geschlechter ein attraktiver Sport.

Je besser es gelingt, auch Kinder, die in anderen Sportarten keine Chance haben, im Flagfootball einzubinden, desto positiver wird sich dies auf die Mitgliederzahlen, den Ruf und damit die gesamte Entwicklung des Footballs in Deutschland auswirken.

Ein besonderes Augenmerk ist hierbei auf übergewichtige Kinder zu legen.
Übergewicht wird gesundheitlich zu einem immer größeren Problem aller Industrienationen.

In der Gesundheitspolitik werden in den nächsten Jahren zunehmend Programme aufgelegt werden um Übergewicht bereits im Kindesalter zu bekämpfen.

Ein Schwergewicht der Maßnahmen bildet hier nach Meinung aller Experten die körperliche Aktivität, also Sport. Dies eröffnet bisher ungeahnte und ungenutzte Möglichkeiten.

An Beispielen sind hier nur Kooperationen bzw. Sponsoring durch Krankenkassen, Projekte in Zusammenarbeit mit Gesundheitsämtern und Ärzten und eine hohe Medienwirksamkeit zu nennen.

Keine andere Mannschaftssportart bietet die Möglichkeit, übergewichtige Kinder sofort in den Spielbetrieb zu integrieren und sie am sportlichen Erfolg teilhaben zu lassen.

Auch sollte Mädchen unbedingt weiterhin die uneingeschränkte Teilnahme am Spielbetrieb ermöglicht werden.

Da kaum ein Verein derzeit über genügend Mädchen für eine eigene Mannschaft verfügt, würde eine Geschlechtertrennung statt einer Förderung von Mädchen und Frauen deren Ausgrenzung bedingen.

Eine Förderung von reinen Mädchen-Mannschaften neben gemischten Teams ist sinnvoll, um langfristig den weiblichen Nachwuchs zu fördern.



c) Keine Abschreckung der Eltern

Derzeit wird in den meisten Vereinen mit aktiver Jugendarbeit der Nachwuchs für die Tackle-Jugend aus der Flag-Jugend rekrutiert. Viele Vereine betreiben Flagfootball sogar hauptsächlich aus diesem Grund.

Jede Veränderung der Strukturen im Flag-Football muß diese Tatsache berücksichtigen. Ein primäres Ziel muß daher sein, den Vereinen die Möglichkeit zu geben, Kinder über den Flag-Football an Tackle-Football heranzuführen.

Dessen ungeachtet ist natürlich die Förderung und Integration in eine eigene Flagfootball-Kultur nicht zu vernachlässigen.


In zahlreichen Gesprächen mit Eltern von Flag-Spielern hat sich gezeigt, daß die meisten Eltern für Kinder im Alter unter 13-15 Jahren Tackle-Football ablehnen würden.

Selbst für Jugendliche ab 15 Jahren bestehen oft Bedenken der Eltern wegen des vermeintlich hohen Verletzungsrisikos.

Auch wenn dies irrational ist wird es noch Jahre bis Jahrzehnte dauern bis hier ein Umdenken in der breiten Bevölkerung stattfindet.

Sicher ist langfristig eine Absenkung des Einstiegsalters für Tackle-Football wünschenswert.

Es spricht auch nichts gegen eine schrittweise Absenkung des Eingangsalters.



d) Bindung der Kinder- und Jugendspieler über die Jugendspielklassen hinaus

Die im Nachwuchsbereich gewonnen Spieler müssen auch über den Jugendbereich hinaus an den Verein bzw. den Sport gebunden werden.

Je nach Ausrichtung des Vereins kann dies in Tacke- oder Flag-Mannschaften der Fall sein.

Um Jugendlichen den Übergang vom Flag-Football zum Tackle-Football zu erleichtern, ist ein fließender Übergang wünschenswert.

Über 2-3 Jahre sollte ein Einsatz in beiden Varianten möglich sein, wobei im Tackle Wert darauf zu legen ist, dass die Altersgruppe nicht zu groß ist, um ein starkes körperliches Ungleichgewicht zu vermeiden.

Eine B-Jugend für die Altersgruppe 13-16 Jahre erfüllt diese Anforderungen sehr gut. Sie ermöglicht eine Übergangsphase von 3 Jahren.

Auch haben die Eltern hierdurch mehr Freiheit selbst zu entscheiden, in welchem Alter sie ihren Kindern den Einsatz im Tackle-Bereich erlauben.

Ein früherer Übergang wird möglich, ist aber nicht zwingend. Dies sollte dazu führen, daß uns weniger Spieler an dieser wichtigen Nahtstelle verloren gehen.



e) Stichwort Integration / soziale Kompetenz

Gerade die Jugendarbeit hat politisch einen hohen Stellenwert. Hierzu lassen sich bei Politikern und Gemeinden leichter Zuschüsse erhalten als für Erwachsenensport.

Unser Ziel muss daher in einem kontinuierlichen Ausbau der Jugendarbeit und der Integration möglichst vieler Kinder und Jugendlicher liegen.

Insbesondere die Integration von Ausländern und Migranten, Übergewichtigen oder Behinderten sollte verstärkt werden.


Kinder mit Migrationshintergrund profitieren in hohem Maß von der engen Interaktion und dem notwendigen Teamgedanken.

Bei übergewichtigen Kindern ist durch sportlichen Erfolg eine kontinuierliche Gewichtsreduktion erreichbar.

Kinder mit speziellen Handicaps wie zum Beispiel ADS oder Lernschwierigkeiten profitieren von der im Flag-Football notwendigen Disziplin.

Denkbar sind auch Sportprojekte in der Zusammenarbeit mit dem Jugendstrafvollzug.

Die Interaktion unterschiedlicher Altersgruppen bringt auch für die älteren ebenso wie für die jüngeren Kinder ein hohes maß an sozialer Kompetenz.



f) Einführen differenzierter Altersstufen

Auf enggestufte Altersgruppen, die sich an anderen Ballsportarten orientieren (z.B. Fußball), sollte verzichtet werden.

Im Vergleich zu Fußball, Handball oder Basketball ist nicht nur im Tackle-Football, sondern auch im Flag-Football eine größere Kadertiefe notwendig.

Solange es uns nicht gelingt, deutlich mehr Kinder und Jugendliche für unseren Sport zu begeistern würden zu kleine Altersgruppen dazu führen, dass viele Teams nur noch bei 5vs5 spielfähig wären, was den oben aufgeführten Ziele widerspricht.

Trotzdem sollten die Kinder in altersgerechten und –angepassten Teams spielen. Eine erste Aufteilung in zwei Altersklassen (z.B. 11-15 / 6-10) sollte helfen, das Einstiegsalter zu senken und einen passenden Spielbetrieb zu etablieren.



2) Konsequenzen aus den Zielsetzungen

Aus den oben ausgearbeiteten Zielen ergeben sich mehrere Konsequenzen für die anzustrebende zukünftige Entwicklung im Flag-Football.

Auf eine Wiederholung der obigen Argumente soll hier bis auf einen kurzen Verweis auf das entsprechende Ziel verzichtet werden.

Diese Konsequenzen sind im Einzelnen:

- deutliche Absenkung des Eintrittsalters in den Flag-Turnierbetrieb
- Angebot der Variante 5vs5 in der Halle
- Beibehalten gemischter Mannschaften
- zusätzlich Förderung reiner Mädchen-Teams
- keine zu eng gefaßten Altersgruppen
- kein zu früher zwingender Übertritt in den Tackle-Bereich
- Altersüberschneidung zwischen Flag- und Tackle Jugend





3) Konsequenzen aus den Zielsetzungen - Umsetzungsvorschlag

Unter Berücksichtigung der obigen Ziele sollten Empfehlungen für die Landesverbände ausgesprochen werden:

Die Empfehlungen an die Landesverbände lauten:

- Die Altersuntergrenze für Flag-Football sollte baldmöglichst auf 6 Jahre abgesenkt werden.

Eine Teilnahme von 5-Jährigen am Spielbetrieb sollte erwogen werden.

Die Bildung von 2 Altersgruppen (6-10 Jahre (E/D-Jugend) und 11-15 Jahre
(C/B-Jugend)) wird empfohlen.

Für beide Altersgruppen sollten Landesmeisterschaften ausgespielt werden.

Auf Antrag sollte Spielern der E/D-Jugend im Alter von 9-10 Jahren die Teilnahme am Spielbetrieb der C/B-Jugend erlaubt werden.

- Gemischte Mannschaften sollten beibehalten werden.

Soweit möglich ist die Bildung reiner Mädchen-Mannschaften neben den gemischten Teams zu fördern.

- Die Einführung einer Tackle-B-Jugend (13-16 Jahre) wird, soweit noch nicht vorhanden, dringend empfohlen.

Eine Teilnahme von Spielern im Alter von 13-15 Jahren an Tackle- und Flag-Spielbetrieb in Vereinen, die sowohl Tackle- als auch Flag-Football anbieten ist möglich und erwünscht.