Mitteilung von AFVD vom 26.07.2005

Worldgames 2005: Platz 2 in der Nationenwertung - 57 Medaillen - 19 in Gold

Bilanz der deutschen Mannschaft bei den World Games Duisburg 2005

Die Bundesrepublik Deutschland wurde bei den 7. World Games in Duisburg vom 14. bis 24. Juli durch insgesamt 21 dem Deutschen Sportbund angeschlossenen und drei nicht der nationalen Sportorganisation angehörenden Verbänden vertreten. Lediglich in einem Demonstrationswettbewerb (Aikido) war Deutschland nicht vertreten.

Koordiniert wurde der Auftritt der über 500 deutschen World Games Teilnehmer durch den ehrenamtlichen Einsatz der Sprechergruppe der Interessengemeinschaft der Nichtolympischen Verbände (NOV), die nicht nur die erstmals mögliche Einkleidung der Mannschaft vornahm, sondern in Duisburg während der Weltspiele auch ein Mannschaftsbüro installierte und tägliche Pressekonferenzen mit den deutschen Medaillengewinnern anbot.

Die Sprechergruppe der NOVs betrat mit ihrer Organisationsleistung im nichtolympischen Bereich Neuland und erfuhr für ihre Tätigkeit von allen Seiten (Organisation und Sportverbände) Lob, Dank und Anerkennung. Die hier ehrenamtlich erbrachte Leistung ist in diesem Umfang nicht mehr zumutbar und sollte künftig - entsprechend den Vorgaben der Olympischen Charta - von der nationalen Sportorganisation in wesentlichen Teilen mit hauptamtlichen Kräften unterstützt werden.

Die World Games in Duisburg waren eine hervorragende Plattform um vom IOC anerkannte traditionelle und moderne Sportarten einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, die bislang in Deutschland vielfach im Medienschatten standen. Manche der rund 40 ausgetragenen Sportarten hat in Duisburg neue Fans und Freunde gefunden – auch bei den Medienschaffenden. Trotz der Freude und Begeisterung mit der die Fernsehteams ihrer Arbeit nachgingen, werden in Deutschland wohl auch künftig die vier bekanntesten Sportarten im Fernsehen Fußball, Fußball, Fußball und Motorsport heißen. Aber vielleicht hat Duisburg gezeigt, dass es auch danach noch etwas gibt, was Zuschauer und Sporttreibende anspricht.
Die Bilanz der deutschen Erfolge steht eindeutig im Gegensatz zur finanziellen Unterstützung durch die Bundesregierung. Sportarten die bisher keine oder nur eine geringe Unterstützung erfuhren, gewannen in Duisburg Medaillen und trugen wesentlich mit dazu bei, dass Deutschland in der Medaillenwertung den zweiten Platz belegt.
Waren es in Athen bei den Olympischen Spielen bei 301 Wettbewerben und 200 teilnehmenden Nationen 74 Länder, die die Medaillen unter sich aufteilten (Deutschland gewann damals 14 Gold-, 16 Silber- und 19 Bronze-Medaillen), so waren es bei den World Games bei 169 offiziellen Wettbewerben und knapp 100 Nationen 60 Länder, die in den offiziellen Wettbewerben eine Medaille gewannen. Das deutsche Team machte es am Ende spannend: Mit dem letzten Wettbewerb im Casting, den Wettbewerben der Sportfischer, zog Deutschland mit der Gesamtzahl der Medaillen (57) noch mit den Russen gleich, die in der Nationenwertung mit 27 gegen 19 Goldmedaillen aber nicht erreichbar waren. Mit insgesamt 19 Gold-, 18- Silber- und 20 Bronzemedaillen war aber der 2. Platz in der Nationenwertung nicht gefährdet.
Damit wurde die Medaillenbilanz der Olympier von Athen deutlich übertroffen; obwohl das Wettkampfangebot von Duisburg nur 60 % dessen von Athen umfasste.
Zudem wurde von der deutschen Mannschaft die Medaillenbilanz der letzten World Games um 60 % übertroffen. Damals gewann Deutschland je 10 Gold- und Silbermedaillen und 15 Bronzemedaillen, und lag damit am Ende auf dem vierten Platz. Aufgeteilt wurden die Medaillen unter 52 Ländern.

Die Erfolge der russischen Mannschaft und auch der Teams aus Italien, Australien, USA oder aus der Ukraine widerlegen eindeutig die immer wieder aufgestellte Behauptung, führende Sportnationen würden sich ausschließlich auf die Förderung und Unterstützung von olympischen Sportarten beschränken. Duisburg hat eindeutig das Gegenteil bewiesen. Die Medaillengewinner aus diesen Ländern sind keineswegs Hobbysportler wie gerne kolportiert wird, sondern Hochleistungssportler die systematisch und nachhaltig gefördert werden. Deutschland kann hier noch einiges lernen.
Von den 21 dem DSB angehörenden Spitzenverbänden fuhren - so wie es aussieht - lediglich drei Verbände (Deutscher Rugby-Verband, Deutscher Squash-Verband, Deutscher Sportakrobatik-Bund) ohne Medaille nach Hause. Wenn man weiß, dass in allen Sportarten im Vorfeld harte Qualifikationen gefordert waren (zumeist bei Weltmeisterschaften) und in Duisburg die echte Weltspitze vor Ort war, ist dies ein großer Erfolg. In Duisburg war das Kriterium, nominiert soll nur werden, wer eine Endkampfchance besitzt, also bereits von den internationalen Verbänden angewandt worden.
Die deutschen Goldmedaillen wurden auf zehn Verbände verteilt.
Am erfolgreichsten waren bisher die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft und der Ju-Jutsu-Verband mit je 3 Goldmedaillen. Je zwei Goldmedaillen gewannen der Deutsche Karate Verband, der Deutsche Schützen-Bund, der Deutsche Kegler-Bund, der Verband der deutschen Sportfischer und der Deutsche Turner-Bund. Eine gewann das Kanupolo-Team der Damen des Deutschen Kanu-Verbandes. Zwei Goldmedaillen gingen auf das Konto von Verbänden die nicht (Body-Building) oder nur indirekt (Sumo über den Deutschen Judo-Bund) dem Deutschen Sportbund angeschlossen sind.
Neben den Medaillenerfolgen gab es noch eine große Anzahl an Platzierungen. So belegten die deutschen Teilnehmer in den Einzelwettbewerben 19 mal Platz 4, und je 13 x Platz 5 Platz 6. In den Mannschaftswettbewerben „schrammten“ die deutschen Sportler dreimal mit Platz 4 knapp an einer Medaille vorbei. Ebenso oft belegte man den 5. Platz und viermal Rang 6.

Nicht vergessen darf man aber auch die Medaillenerfolge in den Demonstrationswettbewerben. Hier gewann Deutschland die Nationenwertung mit 4 Siegen, 1 Silber- und 2 Bronzemedaillen vor den Russen, die dreimal Gold gewannen.
Die deutschen Sportlerinnen und Sportler haben die Begeisterung der Zuschauer bei der Eröffnungsfeier am 14. Juli aufgenommen und in die Wettkampfstätten getragen.
Dafür dankten sich die Sportler den Zuschauern für die lautstarke Unterstützung. Bei der Abschlussfeier trugen sie zudem Transparente ins Stadion, auf denen sie ihre Zufriedenheit über den Ablauf der Veranstaltung zum Ausdruck brachten („Duisburg war cool“) und den Organisatoren und den Zuschauern ihren Dank abstatteten.
Das Sprecherteam der deutschen NOV-Vebände bedankt sich beim Organisationskomitee und dem Landessportbund Nordrhein-Westfalen für die Hilfen bei der Einrichtung des Mannschaftsbüros und
das deutsche Team bedankt sich bei der Stadt Duisburg sowie den Mitausrichterstädten Bottrop, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen, dass diese mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Bundes Gastgeber dieser 7. World Games waren.
Auf der anderen Seiten wünschen sich die teilnehmenden deutschen Verbände, dass Politiker und Sportverantwortliche in Deutschland die Worte des IOC-Präsidenten Jacques Rogge beherzigen und sich deutlich zu den Sportarten bekennen, die nicht olympische Programmsportart sind, aber unter der Schirmherrschaft des IOC stehen. Sie dürfen gerne auch bei Festreden und Ansprachen erwähnen, dass Deutschland nicht nur Ausrichter von Welt- und Europameisterschaften in olympischen sondern auch von publikumsattraktiven Meisterschaften in nichtolympischen Sportarten ist. Auch dies ist Sportpolitik!

Nach den Spielen ist vor den Spielen. Morgen beginnen die Vorarbeiten der deutschen Sportlerinnen und Sportler für die 8. World Games in Kaohsiung, Chinese Taipei. Sie erwünschen sich hierzu die Unterstützung der Bundesregierung und der dann hoffentlich verschmolzenen Verbände DSB und NOK.
Die nationalen Sportverbände, in denen die Programmsportarten der World Games zu Hause sind, sind bereit, Deutschland auch in vier Jahren in Kaohsiung würdig zu vertreten.

Gunter H. Fahrion
„Chef de Mission“
Leiter des deutschen Mannschaftsbüros