Mitteilung von AFVD vom 08.03.2007

Die Visionen für die Zukunft

Ehrgeizige Wachstumsziele des Verbandes konkretisiert

Auf der Bundesversammlung des AFVD am 3. März in Frankfurt/Main hat das Präsidium unter Leitung von Robert Huber den Rechenschaftsbericht mit teilweise ehrgeizigen Zielen für die Zukunft verknüpft. Der auf den Tag genau zehn Jahre zuvor gewählte AFVD-Präsident präsentierte ein Zukunftsszenario für die kommenden zehn Jahre, nach dem der Verband 2017 über 100.000 Einzelmitglieder verfügen könnte, neben der Herren-Nationalmannschaft auch Junioren- und Damen-Auswahlen regelmäßig zu Welt- und Europameisterschaften entsendet, eine Million Euro Budget mit fünf haupt- sowie rund 150 ehrenamtlichen Funktionsträgern verwaltet und außer an den World Games 2013 und 2017 vielleicht sogar an den Olympischen Spielen 2016 teilgenommen haben wird.

Alle Bestandteile dieser Vision sind derzeit natürlich noch mit Fragezeichen versehen, doch der Blick zehn Jahre zurück erlaubt durchaus optimistische Prognosen. So wäre ein Etat von einer Million Euro »nur« eine Steigerung von 150 Prozent zu den 400.000 Euro dieses AFVD-Haushaltsjahres - das Wachstum in den zurückliegenden zehn Jahren betrug 900 Prozent, und nebenbei wurden die 1997 noch auf Höhe eines Jahresetats liegenden Schulden des Verbandes getilgt. Nationalmannschaften im Herren- und Juniorenbereich sind bereits zu einer Selbstverständlichkeit geworden, bei den World Games war das AFVD-Nationalteam 2005 nicht nur dabei, sondern gewann das Turnier auch - und dies vor der größten Zuschauerkulisse des Duisburger Events, abgesehen von Eröffnungs- und Schlussfeier. Und während 1997 noch gerade einmal rund 20 ehrenamtliche Funktionäre das Verbandsleben bestimmten, hat dieser mittlerweile einen Organisationsgrad erreicht, der knapp 80 Mitarbeiter erfordert. Eineinhalb hauptamtliche Stellen können bereits jetzt finanziert werden, so dass eine Verdoppelung des gesamten Mitarbeiterstamms bis 2017 nicht unrealistisch ist.

Andere der Ziele erfordern sicher noch deutlich intensivere Anstrengungen: Die Mitgliederzahlen der dem Verband angeschlossenen Vereine steigen seit 2000 zwar wieder kontinuierlich, nach der letzten Erhebung auf mittlerweile 29.400 Personen. Das Wachstumstempo müsste sich hier also spürbar erhöhen, und dem steht neben einem allgemeinen Trend zu mehr individueller Freizeitgestaltung, unter dem quer durch alle Disziplinen die meisten Sportvereine zu leiden haben, auch die demografische Entwicklung entgegen. Nicht von ungefähr hat Huber daher die Delegierten darauf aufmerksam gemacht, dass es dem Verband gelingen müsse, auch ein Breitensportprogramm für Senioren aufzulegen. Ähnlich wie bei der Ende der 90er Jahre gestarteten Flag-Football-Offensive, der »Puristen« anfangs skeptisch gegenüber standen und die inzwischen nicht nur einen gehörigen Anteil am Mitgliederwachstum hat sowie dafür sorgt, dass American Football heute als Schulsport denkbar ist, sollen breitere Bevölkerungsschichten angesprochen werden. Die Integration des Verbandes und damit der Sportart American Football in nationale Organisationen wie den DOSB oder die schulische Ausbildung ist einerseits Grundvoraussetzung für die Förderung aus öffentlichen Kassen, bringt aber auch eine Gemeinwohlverpflichtung mit sich, die der Verband nicht nur mit den Worten seines in Frankfurt verabschiedeten Leitbilds übernehmen will, sondern auch aus reinem Eigeninteresse mit Leben erfüllen will.

Ganz ähnlich verhält es sich mit der Mitwirkung auf internationaler Ebene. Es ist kein Geheimnis, dass der AFVD in den letzten zehn Jahren an der Umstrukturierung des Europaverbandes EFAF sowie der Gründung des Weltverbandes IFAF federführend beteiligt war. Die personellen und finanziellen Ressourcen, die dafür eingesetzt werden mussten, sind dem AFVD und seinen Vereinen aber nur vordergründig verloren gegangen. Als größter europäischer Football-Verband profitiert der AFVD von der Existenz des internationalen Spielbetriebs nämlich selbst am meisten. Ganz so wie die Wirtschaft der Bundesrepublik faktisch der größte Profiteur von EU oder Euro-Einführung ist, in weiten Teilen der Bevölkerung aber nur einzelne negative Auswirkungen wahrgenommen werden, ist es zuweilen auch im Football: Europapokal-Teilnahmen gelten als lästig, wenn eventuell in der Ukraine gespielt werden muss, und die Abstellung von Nationalspielern mitten in der laufenden Saison für ein Turnier am anderen Ende der Welt ist den legitimen Meisterschaftsambitionen ehrgeiziger Trainer und Club-Manager möglicherweise hinderlich.

Dem ist eine ganz einfache Argumentationskette entgegenzusetzen: Ohne die Mitgliedschaft in der IFAF gibt es keine Anerkennung durch die GAISF, den Weltverband der Sportverbände nicht-olympischer-Sportarten. Ohne diese Anerkennung wiederum kann kein Verband als DOSB-Spitzenverband gelten, und damit wäre den Landesverbänden die Mitgliedschaft in den Landessportbünden ebenso wenig möglich wie die der Vereine in Kreissportbünden. Damit wäre dann nicht nur der Weg zu Fördermitteln für die Basis verbaut, sondern auch der Zugang zur allgemeinen Sportinfrastuktur erschwert - etwa die Nutzung öffentlicher Sportplätze.

Und dann ist da schließlich noch der »olympische Traum«. Ob der Fantasterei ist oder am Ende Realität wird, wird die Zukunft zeigen. Gewiss ist nur, dass das IOC bestimmte, feste Standards für Sportarten vorschreibt, um überhaupt in Erwägung gezogen werden zu können und der Football diese derzeit nicht erfüllt. Dies darf aber nicht zu Untätigkeit führen, sondern muss Ansporn sein, in die vom IOC geforderte Richtung zu arbeiten. Dies wird gerade vom AFVD und seinen Vertretern in den kommenden Jahren weitere intensive Anstrengungen auf internationaler Ebene erfordern, die keinen Aufschub dulden. Denn nach der Streichung von Baseball/Softball aus dem olympischen Programm und einer gut möglichen Austragung der Spiele 2016 auf dem amerikanischen Kontinent steigen die Chancen auf Football zumindest als Demonstrationssportart möglicherweise gerade jetzt.