Mitteilung von AFVD vom 28.06.2007

Marburg fordert Wien

Eurobowl-Finale in Wien

Nach vier Jahren Pause steht am Sonntag erstmals wieder ein deutsches Team im Finale der European Football League. Der letztjährige Vizemeister Marburg Mercenaries kämpft in Wien beim Titelverteidiger Dodge Vikings Vienna um den Eurobowl. Dabei gelten zwar die Gastgeber aus der österreichischen Hauptstadt als Favorit, aber mit dem 35:21-Auswärtserfolg im Halbfinale bei den Swarco Raiders Tirol haben die Hessen in Innsbruck bereits gezeigt, dass sie sich auch auf österreichischem Terrain gut schlagen können.

Allerdings: In den letzten Jahren ist der Football-Europapokal eine Domäne der Österreicher. Dazu gehört auch, dss das Finale nun zum fünften Mal in Wien ausgetragen wird, womit Stuttgarts bisheriger Rekord, bei vier Finals Gastgeber gewesen zu sein, gebrochen wird. Sportlich sind die Vikings nach den Hamburg Blue Devils (1996-2000) das erste Team, dem es gelungen ist, fünf Mal in Folge das Finale zu erreichen, mit ihrer sechsten Teilnahme insgesamt haben sie auch die bisherige Bestmarke der Bergamo Lions (Italien) eingestellt. Können sie die Mercenaries bezwingen, wäre dies ein absolutes Novum: Keinem Team sind bisher vier Eurobowl-Siege gelungen, und schon gar nicht in Serie.

Die Marburger wollen jedenfalls alles ihnen Mögliche tun, den abermaligen Coup der Wiener zu verhindern. Die Mannschaft reist am Tag vor dem Spiel nach Passau, um die Nacht vor dem Spiel in aller Ruhe verbringen zu können. Ausgenommen allerdings die Nationalspieler der Marburger und Head Coach Brad Arbon - sie sind bis Freitag abend noch im WM-Vorbereitungscamp der deutschen Nationalmannschaft, fliegen erst am Finaltag nach Wien und nach dem Spiel sofort auch wieder zurück, um die letzten Tage bis zum Abflug nach Japan am 4. Juli mit dem WM-Kader zu arbeiten. „Die Jungs müssen richtig fit sein, um das mitzumachen“, sagt Mercenaries-Präsident Carsten Dalkowski und denkt dabei auch daran, dass seine Mannschaft gerade erst das GFL-Spitzenspiel in Braunschweig absolviert hat. „Aber im Moment macht es eben auch Spaß, wir freuen uns, dass wir so weit gekommen sind, da fallen diese Belastungen gar nicht ins Gewicht.“

Belastungen auch finanzieller Natur, denn Verein und Spieler ziehen an einem Strang, um bei wichtigen Auswärtsreisen eine optimale Vorbereitung zu gewährleisten - einen Teil der Übernachtungskosten tragen die Spieler selbst. Das sorgt dann auch für ein besonderes „Wir“-Gefühl, und das werden die Marburger insbesondere in Wien auch brauchen. Denn die Mercenaries werden aller Voraussicht nach mit Safety Maurice Banks nur einen US-Amerikaner aufbieten können - die übrigen Importspieler sind entweder zu stark angeschlagen beziehungsweise im Eurobowl nicht spielberechtigt, da für die europäischen Wettbewerbe frühere Meldefristen gelten als für den nationalen Spielbetrieb.

Auch ein Grund dafür, dass sich deutsche Mannschaften in der jüngeren Vergangenheit auf europäischer Ebene schwer taten: Die GFL-Saison beginnt wesentlich später als zum Beispiel die Spielzeit in Österreich, unter anderem um die Überschneidungen mit der NFL Europa gering zu halten. Die österreichischen Spitzenclubs können die europäischen Wettbewerbe ganz anders in ihren Saisonablauf integrieren, auch was die personellen Planungen bezüglich amerikanischer Verstärkungen angeht.

„Unser Passangriff ist schließlich die halbe deutsche Nationalmannschaft,“ will Dalkowski zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht mehr über mögliche Wettbewerbsnachteile nachdenken. Zwar könnten sich die „Wiener nicht aus der Favoritenrolle davonstehlen“ und würden in jedem Fall im Teil-Segment der amerikanischen Spieler die Hoheit über das Spiel haben. „Aber ich bin mir sicher, dass sich unsere Spieler vor den Österreichern in den Reihen der Vikings nicht zu verstecken brauchen, ganz im Gegenteil.“ Ob dies am Ende gegen den Titelverteidiger und dessen begeisterungsfähige Kulisse reichen wird, muss sich zeigen. Beim Halbfinale in Innsbruck jedenfalls war das Marburger Team abgeklärt genug, unter ähnlichen Voraussetzungen zu bestehen.