Mitteilung von AFVD vom 09.07.2008

Vorbereitung auf einen heißen Tanz

In Sevilla geht es um den Junioren-EM-Titel und den Trip nach Canton

Nicht immer, wenn einer eine Reise macht, kann er auch anschließend etwas erzählen. Für die Spieler, Trainer und Betreuer der deutschen Junioren-Nationalmannschaft steht zwar am kommenden Freitag eine Reise ins südspanische Sevilla an, aber der Grund ist weniger kultureller Art als vielmehr sportlicher Natur. Denn in der andalusischen Hauptstadt findet vom 12. bis 20. Juli die Football-Europameisterschaft der Junioren statt. Bei den letzten drei Junioren-Europameisterschaften scheiterte das deutsche Team in den Finals zweimal an Frankreich und einmal an Russland. Eine mögliche Rückkehr an die Spitze wird diesmal auch deswegen nicht einfacher, weil mit Gruppengegner Österreich mindestens eine weitere Nation in den Kreis der Titelfavoriten aufgerückt ist, die nach drei dritten Plätzen in Folge insbesondere mit den Deutschen eine Rechnung offen hat, nachdem man vor zwei Jahren im Spiel gegen den nördlichen Nachbarn nur unglücklich den Finaleinzug verpasste.

Zusätzlich könnte die Hitze ein ernstzunehmender Gegner werden: Das Klima in Sevilla ist mediterran mit ozeanischen Einflüssen. Die Jahresmitteltemperatur beträgt knapp 19 Grad Celsius. Im Hochsommer wurden auch schon Temperaturen von über 40 Grad Celsius gemessen. Damit ist die Stadt eine der heißesten in ganz Europa. "Wir zwingen die Spieler schon jetzt, regelmäßig zu trinken. Wenn du merkst, dass du Durst hast, ist es schon zu spät", erklärt Sportdirektor Peter Springwald, der mit der Nationalmannschaft derzeit im Trainingslager ist und am Freitagmorgen mit der Mannschaft von Düsseldorf aus nach Sevilla aufbrechen wird.

Bereits seit dem vergangenen Wochenende befinden sich die 45 Spieler und der Stab der Junioren-Nationalmannschaft im Vorbereitungscamp. "Die wichtigste Nachricht war, dass alle Spieler fit sind und keiner irgendwelche Verletzungen aus der Saison mitgebracht hat", freute sich Springwald über die gute Verfassung seiner Schützlinge. Fünf bis sieben Liter Flüssigkeit soll, ja muss, jeder Spieler am Tag zu sich nehmen, um den besonderen Anforderungen in Andalusien gerecht zu werden. Und natürlich nicht irgendetwas Flüssiges: "Cola und Chips sind ein absolutes Tabu."

Es gilt natürlich nicht nur, die konditionellen Grundlagen für Spanien zu schaffen, sondern aus der Mannschaft auch ein Team zu machen. Wer die Trainingseinheiten bis zum Mittwoch geschafft hat, sollte auch in Spanien keine Probleme mehr haben. Der Stab um Peter Springwald setzt auf die große Ausgeglichenheit in der deutschen Mannschaft. "Meier raus, Müller rein - ohne dass es der Gegner merkt. Das muss unsere Devise und unser Ziel sein." Die Mischung im Team stimmt jedenfalls: "Wir haben wirklich sehr gute Athleten im Team. Wir haben sowohl Hitzköpfe als auch absolute Ruhepole. Das macht unsere Mannschaft stark, und wird uns wohl auch schnell zusammenschweißen."

Eines ist allen Beteiligten klar, es wird nicht die Mannschaft den Titel holen, die von der Papierform her am stärksten ist, sondern die Mannschaft, die am kompaktesten aufgestellt sein wird. "Unsere Stärke ist ganz klar die Ausgeglichenheit des Kaders. Und unsere Offensive Line ist die beste im gesamten Teilnehmerfeld", freut sich Springwald.

Neben Frankreich, Österreich oder Russland ist die deutsche Mannschaft einer der Titelkandidaten der EM 2008. "Das waren wir ja schon immer, damit kommen wir schon klar", so der Jugend-Sportdirektor. Unterschätzt werden darf ohnehin kein Konkurrent: "Finnland ist mit Sicherheit ein unangenehmer Auftaktgegner. Und das Spiel gegen Österreich wird der absolute Höhepunkt für unser Team werden." Erst nach der Partie gegen den Nachbarn aus der Alpenrepublik will man die Zügel in der deutschen Mannschaft etwas lockerer lassen, den Jungs einen Tag Verschnaufpause gönnen und einen Strandausflug machen. Bis dahin ist aber strengste Disziplin angesagt. "Bis zum Spiel gegen Österreich werden wir nur Football im Kopf haben."

Der AFV Deutschland hat in der Vorbereitung auf das Turnier die Reise detailliert geplant, und auch der spanische Verband als Ausrichter hilft allen anreisenden Teams. So hat jedes Team einen persönlichen Teambetreuer zur Seite gestellt bekommen, der in der Umgebung von Sevilla lebt und die Sprache des jeweiligen Gastteams spricht. Die deutsche Nationalmannschaft hat es dabei wohl besonders gut getroffen. Denn mit Klaus Biermann bekommt das Team einen Deutschen zur Seite gestellt, der seit drei Jahren in Andalusien lebt, zuvor aber lange als Schiedsrichter in Bayern aktiv war. "Klaus hat uns schon sehr viele Informationen zukommen lassen, was uns die Ankunft und den Aufenthalt erleichtern wird", sagt Springwald. Damit die Mannschaft auch in Spanien mit den gewohnten Mitteln trainieren kann, geht am Mittwoch vor dem Turnier ein kleiner LKW mit allen erdenklichen Utensilien auf die Reise. "Wir nehmen so ziemlich alles mit, was in den LKW passt: Massagebänke, Videoausrüstung, Verpflegung, Trainingsgeräte, Tape." Um auch in Spanien optimal vorbereitet zu sein, will man von Seiten der deutschen Mannschaft nichts dem Zufall überlassen.

Sowohl mit dem Hotel als auch mit den Spielorten ist man auf AFVD-Seite mehr als zufrieden. "Es ist ein kleines, aber feines Hotel mit rund 60 Zimmern. Wir werden uns das Hotel mit der finnischen Mannschaft teilen, so dass es hier auch zu ein paar Berührungen vor und nach dem Spiel kommen wird." Die Unterkunft liegt rund 35 Kilometer vom eigentlichen Spielort in der Innenstadt von Sevilla entfernt. In der Nähe des Hotels befindet sich allerdings ein Park, der einmal am Tag für die Walk-Throughs genutzt werden soll. Für das Training selbst befindet sich auch in der Nähe des Hotels ein Kunstrasenplatz, den jedes Team der Gruppe B einmal am Tag nutzen darf. Die Spiele selbst werden auf Naturrasen ausgetragen. Die Mannschaften der Gruppe A müssen ihr Training auf der Isla de la Cartuja abhalten.

Wo Licht ist, soll ja auch Schatten sein - aber nicht immer. Denn keines der beiden Stadien, die als Spielstätte auserkoren wurden, hat Schatten. "Aber die Kabinen sind groß und sehr sauber." Als großes Plus sieht Springwald, dass die deutsche Nationalmannschaft während der Gruppenphase immer erst um 18 Uhr spielen muss. Dass man direkt in der Stadt spielt, sehen die Verantwortlichen der deutschen Mannschaft als weniger problematisch an. "Zwischen den Häusern geht immer mal ein wenig Wind. Da ist es im anderen Stadion schon schwieriger, da sich dort kaum ein Lüftchen regt."

Über eine Finalteilnahme wäre man auf deutscher Seite natürlich besonders glücklich: Nicht nur dass man auch mal wieder die Nummer eins in Europa sein will, auch für die bevorstehende Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Canton (Ohio) ist ein gutes Abschneiden unerlässlich. Das Teilnehmerfeld mit acht Teams wird auch drei europäische Mannschaften umfassen, die als Nummer fünf bis sieben der Setzliste eingeteilt werden. Als Qualifikation wird die Junioren-EM in Sevilla genutzt: Die Finalteilnehmer sowie der Gewinner des Spieles um den dritten Platz erhalten die Startberechtigung für Canton. Im WM-Viertelfinale dort im nächsten Jahr wird der Europameister dann aller Wahrscheinlichkeit nach auf Japan treffen, der Vize auf Mexiko, und auf den EM-Dritten wartet WM-Gastgeber USA als womöglich unüberwindliche Hürde.