Mitteilung von AFVD vom 02.09.2009

Der Monat der Play-Offs

Eine in vielerlei Hinsicht spektakuläre Punktrunde in der GFL ist am letzten August-Wochenende zu Ende gegangen. Im September geht es nun im Viertel- und im Halbfinale darum, welche beiden Mannschaften am Tag der Deutschen Einheit in der Frankfurter Commerzbank Arena den 31. Deutschen Meister ermitteln dürfen. Aber nicht nur für die Männer geht es nun darum, ob sich die Mühen einer langen Saisonvorbereitung und der vielen aufregenden Spiele wirklich gelohnt haben. Zeitgleich mit den GFL-Teams starten schließlich auch die vier besten Teams der Damenbundesliga in die Playoffs, die am 19. September in Lübeck mit dem Ladies Bowl XVIII ihren Höhepunkt finden werden. Die Relegation zur GFL Süd zwischen den Munich Cowboys und den Franken Knights sowie das Finale der Damenbundesliga 2 am 13. September in Wolfenbüttel zwischen Salzgitter und Mainz runden das AFVD-Angebot für einen spannungsträchtigen Spätsommer ab.

Eine bemerkenswerte Entscheidung in der GFL ist dabei schon gefallen: Der amtierenden Meister aus Braunschweig ist bereits in der Vorrunde ausgeschieden. Dies hat es in der Geschichte des deutschen Footballs, die bereits 1979 die erste Deutsche Meisterschaft verzeichnet, noch nie gegeben. Statt der Braunschweiger, die seit 1997 jährlich im German Bowl standen und sieben Meistertitel gewannen (davon die letzten vier in Serie), erreichte diesmal der GFL-Aufsteiger Assindia Cardinals aus Essen die Endrunde. Auch wenn das Missgeschick des Rekordmeisters seine Ursache zum Teil in einem im Sport irgendwann vielleicht zwangsläufigem Umbruchprozess hat und es schade ist, wenn dieses Jahr keine stimmungsvollen Play-Off-Spiele in Braunschweig stattfinden können: Die Konkurrenzfähigkeit des Neulings ist für die Entwicklung der Liga insgesamt ein gutes Zeichen, weil mehr und mehr gilt: „Jeder kann jeden schlagen!“. Der Unterbau der GFL 2 erfüllt immer besser seine Bestimmung, aufstrebende Vereine auf eine Zukunft in der höchsten Spielklasse vorzubereiten. Auch Süd-Aufsteiger Plattling Black Hawks war lange dicht an der Play-Off-Qualifikation dran, und zum Beispiel das inzwischen mit dem Aufstieg der Berlin Rebels entschiedene Kopf-an-Kopf-Rennen von fünf Teams um den Titel in der GFL 2 Nord lässt vermuten, dass ein Ende dieser Entwicklung noch nicht abzusehen ist.

Berlin stellt mit den Adlern nach der bereits gewonnenen Meisterschaft im Jugendbereich nun auch bei den Männern einen der Favoriten. Nach dem Sieg in der Nord-Gruppe der Punktrunde versucht Head Coach Shuan Fatah auch gar nicht, tiefzustapeln. „Unser Ziel vor der Saison war das Erreichen des German Bowls, und es ist um vieles leichter, wenn man im Halbfinale nicht reisen muss. Nun haben wir diese Zwischenetappe erreicht und müssen die von uns kreierte Chance auch nutzen.“ Die Adler treffen im Viertelfinale zu Hause auf die Weinheim Longhorns.

Im Süden gewannen die Schwäbisch Hall Unicorns den Titel des Südmeisters. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte und zudem nach einer im Vorjahr eher durchwachsenen Saison, in der man den Play-Off-Einzug zum ersten Mal nach sieben Jahren nicht geschafft hatte. Auch dieser „Turnaround“ ist ein Beleg dafür, dass in der GFL die Ausgeglichenheit des Wettbewerbs, die unabdingbare Voraussetzung für ein dauerhaftes Interesse des Fans ist, weiter auf dem Vormarsch ist. Unicorns-Coach Siegfried Gehrke lässt verschmitzt durchblicken, dass die Chancen seiner Mannen nun „sicher so gut wie nie zuvor sind. Vielleicht sind sie immer noch klein, aber wir sind auf jeden Fall nicht zufällig Südmeister geworden.“ Gast der Unicorns im Viertelfinale sind nun mit den Assindia Cardinals ausgerechnet die andere positive Überraschung der Saison.

Schwäbisch Halls Freud' ist des anderen Leid: Die Marburg Mercenaries mussten diesmal im Süden mit Rang zwei vorlieb nehmen. Ein kleines bisschen tragisch, scheiterte man in den vergangenen drei Jahren doch in den Play-Offs jeweils an den Braunschweig Lions. Nun da der „Angstgegner“ nicht dabei ist, steht dem hessischen Bundesligisten auf dem Weg ins Finale in Frankfurt eine Mini-Niederlagen-Serie aus dem Frühjahr im Weg, als man dreimal in Folge mit insgesamt nur sieben Punkten Differenz verlor. Immerhin hat man als Zweiter bei der Neuauflage des letztjährigen Viertelfinales gegen die Dresden Monarchs Heimrecht.

Die Aussichten des Nord-Zweiten Kiel Baltic Hurricanes auf ein Erreichen des German Bowls werden aber im Vergleich höher eingeschätzt. Die Kieler, die im letzten Jahr nur nach großartigem Kampf in der Commerzbank Arena den Lions unterlagen, empfangen ihren Vorgänger als Vizemeister, die Stuttgart Scorpions. Kiels Head Coach Kent Anderson, der in der Vergangenheit bereits mit Braunschweig, Hamburg und Berlin zu Meisterehren kam, hat vor den Play-Offs die Trainingsintensität erhöht. „Um in den Play-Offs erfolgreich zu sein, müssen wir uns verstärkt bemühen, jegliche Fehler abzustellen. Mit einer zusätzlichen Trainingseinheit gewinnen wir mehr Zeit für Videoanalysen“, sagt er. Mit dem Sieg im Rückspiel gegen die bis dahin ungeschlagenen Berliner hatte Anderson in der Vorrunde schon einmal bewiesen, dass er versteht, solche Analysen gewinnbringend einzusetzen. Und da er wohl wenig mehr hasst, als Play-Off-Spiele zu verlieren, und die Baltic Hurricanes mit einem auf über 5.600 gesteigerten Zuschauerschnitt pro Heimspiel ohnehin im Aufwind sind, könnte für die Commerzbank Arena auch dieses Jahr wieder eine „Hurricane Warning“ ausgegeben werden müssen, wenn am 3. Oktober der German Bowl ausgespielt wird.