Mitteilung von CVD vom 03.12.2009

Bremen feiert die Cheerleader-Elite

Beide Wettkampftage der 5. IFC-Cheerleading-Weltmeisterschaft im Bremer AWD-Dome ließen den Zuschauern des öfteren den Mund vor Staunen offen stehen. Wie nach dem am Samstag erarbeiteten großen Vorsprung nicht anders zu erwarten, verteidigte Japan am Sonntag seine beiden Titel in den Cheer-Wettbewerben souverän. Bei den Cheer Dancern büßte dagegen Österreich seine Führung vom ersten Tag noch ein und musste sich den Norwegern geschlagen geben. Die Skandinavier legten wenig später dann in den Group Stunts All-Female nach und sicherten sich und Europa die zweite Goldmedaille.

Dann allerdings begann die große Show der Asiaten, zunächst mit dem Titel für Taiwan bei den Mixed-Stuntern. Sowohl im Group Stunt Mixed als später auch im Cheer Mixed ließen die vier asiatischen Erstplatzierten des ersten Tages keinen Europäer mehr an sich vorbei. Deutschland (hinter Norwegen) konnte durch die Wolfsburg Honeybees aber bei den All-Female-Cheerleadern ebenso Rang drei verteidigen wie zuvor die weiblichen Riesaer Group Stunter. Die zwei Bronzemedaillen sind das erste Edelmetall für deutsche Cheerleader bei WMs seit 2001, als bei der WM-Premiere die bisher einzige bisherige Silbermedaille für Deutschland herausgesprungen war.

Und auch das im Cheer Mixed angetretene deutsche Nationalteam hatte mit dem sechsten Platz eine starke Vorstellung abgeliefert. Das zusammengestellte Programm war anspruchsvoll - ein hohes Risiko, sich eben an den asiatischen Vorgaben zu orientieren und so nach der »Taube auf dem Dach« zu jagen. Immerhin gab's für die zweite Vorfühung neun Punkte mehr als am Vortag, doch konnte der Abstand auf die fünftplatzierten Russen nur noch verkürzt, aber nicht mehr egalisiert werden.

Seine Feuertaufe hat das Nationalteam aber bestanden, wobei hier vor allem der Vergleich mit den anderen europäischen Nationen zählen sollte. Wie die Wolfsburgerinnen im Cheer-All-Female-Wettbewerb und die Nationalauswahl im Group Stunts Mixed war das Cheer-Mixed-Team zweitbestes europäisches Team. Das erst vor rund einem halben Jahr zusammengestellte Team schaffte es dabei aber, mit 23 Punkten Rückstand auf Russland den relativ knappsten Abstand aller deutschen Starter auf das beste europäische Team seiner Disziplin zu erzielen. Beide AFVD-Nationalauswahlen gingen aber in den eben gerade auch für die Asiaten besonders wichtigen Mixed-Wettbewerben in Cheer und Group Stunts an den Start - beim Blick auf die Platzierungen muss daher berücksichtigt werden, dass sie als einzige gleich vier asiatische Konkurrenten in ihrem Teilnehmerfeld hatten.

An der Spitze machten die Asiaten in den Cheer-Wettbewerben dann das Rennen unter sich aus. Bereits am ersten Tag hatten die Japanerinnen im Cheer All-Female 79,5 Punkte Vorsprung auf Norwegen (bei maximal 300 Punkten pro Kür) und verdoppelten diesen Vorsprung am zweiten Tag dann beinahe noch. Die beiden Höchstpunktzahlen von 259,0 am ersten Tag und 264,5 am zweiten sprach die Jury dann aber dem Mixed-Team von Japan zu. Dennoch hatte dies zu zittern: Thailand war am ersten Tag »nur« 25 Punkte zurück, konnte sich am Sonntag dann aber nicht wie die Japaner steigern.

Dass Japan in US-Sportarten wie Cheerleading, Football oder Baseball eine solch starke Rolle spielen kann, ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass nach dem zweiten Weltkrieg die USA das Bildungssystem nach ihrem Vorbild reformierten. Mehr als ein halbes Jahrhundert danach lassen sich aber besonders im Cheerleading-Bereich auch Belege dafür finden, dass der „Schüler“ seine Lektion vielleicht besser verstanden hat als der „Lehrer“: Die anderen asiatischen Nationen wie Thailand, China oder Chinese Taipei profitieren ganz offensichtlich im Niveau von den Anstrengungen der Japaner, auch innerhalb des Cheerleading-Weltverbandes IFC, ihre Erfahrungen weiterzugeben. Da wünschte man sich sicher, dass manch amerikanische Organisation ähnlich uneigennützig vorgehen würde und stärker an internationaler Zusammenarbeit interessiert wäre.

Für die Veranstaltung in Bremen erhielten die deutschen Ausrichter Lob von allen Seiten. IFC-Vizepräsidentin Ludmilla Zueva lobte bei ihrem abschließenden Grußwort das Bremer Publikum als Cheerleader-freundlich, war die Stimmung an beiden Tagen doch überwältigend. Rund 4.000 Zuschauer am Samstag sowie 4.500 am Sonntag stellen neue Zuschauer-Rekorde für Cheerleading-Veranstaltungen außerhalb Nordamerikas dar. Ein gelungener Auftakt der „heißen acht Monate“ für den AFV Deutschland, der im April mit dem German Japan Bowl I das erste Football-Länderspiel gegen Japan in der Düsseldorfer ESPRIT Arena und vom 24. bis 31. Juli mit der Football-EM mit sechs Teilnehmern in der Frankfurter Commerzbank-Arena nun internationale Großveranstaltungen vergleichsweise im Stakkato-Takt vor sich zu liegen hat.

Das DSF zeigt am 5. Dezember ab 10:15 Uhr (Wiederholung am 12. Dezember um 10:15 Uhr) eine Zusammenfassung der Cheer-WM in Bremen.