Mitteilung von AFVD vom 28.06.2010

Brad Arbon will vor allem flexible Spieler im Nationalteam

Es ist ein Grundsatz nicht nur in der IT-Branche, dass man ein funktionierendes System nicht verändern sollte. Brad Arbon, Offensive Coordinator der Herren-Nationalmannschaft, handelt im Bezug auf die bevorstehende Europameisterschaft in Frankfurt nach den gleichen Maßstäben. Dennoch verlangt er von seinen Spielern aber auch Vielseitigkeit und Flexibilität. Denn schließlich geht es innerhalb von sieben Tagen gegen drei Gegner, von denen bisher nur Österreich und Finnland als Gruppengegner bekannt sind. Wer in einem der Finalspiele auf das deutsche Team trifft, wird sich schließlich erst während des Turniers ergeben.

Das Hauptaugenmerk von Arbon und seinem Trainerstab liegt derzeit auf der Vorbereitung gegen Österreich. Der Sieger der B-Europameisterschaft ist bekanntlich der erste Gruppengegner der deutschen Mannschaft der EM 2010 am 24. Juli in der Frankfurter Commerzbank Arena. Auch wenn die bisherigen Duelle gegen den Nachbarn aus der Alpenrepublik deutliche Angelegenheiten für die jeweilige deutsche Mannschaft waren, geht Arbon mit dem nötigen Respekt in die Vorbereitung auf die richtungsweisende Partie. Denn sowohl die C- als auch die B-EM hat Österreich klar dominiert und steht nicht ohne Grund nun als durchmarschierter Aufsteiger im A-Pool der sechs besten Teams des Kontinents.

Beobachtungsmöglichkeiten hat Arbon in der Vergangenheit genug gehabt. "Wir haben uns Österreich sehr viel auf Video angeschaut und ihre Defense analysiert", so Arbon. Gelegenheit hatte er in der jüngstem Vergangenheit genug. Denn zum einen spielte die österreichische Nationalmannschaft gegen ein US-College, zum anderen standen sich die Berlin Adler und die Tirol Raiders aus Innsbruck im Halbfinale des Eurobowls gegenüber. Beide Duelle liegen noch nicht lange zurück und gaben so einen durchaus aktuellen Stand über die Spielweise und das Leistungsvermögen des deutschen Gegners. Außerdem treffen die Berliner am kommenden Wochenende im Finale des Eurobowls auf die Vienna Vikings. Also eine weitere Gelegenheit für Arbon, sich ein Bild zu machen.

Santos Carillio, Head Coach und Defensive Coordinator der Tirol Raiders, ist auch in der Auswahl Österreichs für die Abwehr verantwortlich - und somit der Gegenspieler von Brad Arbon. "Ich erwarte,dass er sein System auch in der Nationalmannschaft etabliert hat und rechne mit einer 3-4-Defense", sagt Arbon. Einen wesentlichen Unterschied wird es aber geben: Im Gegensatz zu den Liga- und Europapokal-Spielen können die Österreicher natürlich nun keine US-Importspieler einsetzen und sind auf sich allein gestellt.

Entsprechend will Arbon dann auch das System der eigenen Mannschaft einstellen. Das Rezept klingt einfach: Viele Power-Läufe und schnelle Pässe. Arbon hält also am bewährten System fest. Den Kader dazu hat das deutsche Team, auch wenn es im Vergleich zum German-Japan-Bowl die eine oder andere Veränderung gab.

Auch wenn es in der Vorbereitung nur wenig Zeit für Experimente geben wird, so will Arbon zumindest beim 75-Mann-Kader einige Perspektivspieler beobachten, die - wenn nicht gleich für die kommende Europameisterschaft - zumindest für die Zukunft eine gute Chance haben werden. So will der Offensive Coordinator unter anderem den Düsseldorfer Spielmacher Robert Demers unter die Lupe nehmen. Demers profitiert dabei vom Umstand, dass er bei den Panthern die Rolle des Stammspielmachers erhalten hat. "Viele Vereine haben deutsche Spielmacher, setzen sie aber nicht ein", kritisiert der Amerikaner die Tatsache, dass viele Teams natürlich auch in Deutschland und ganz besonders bei Quarterbacks lieber auf Importe setzen und der eigene Nachwuchs oft zuwenig Spielpraxis sammeln kann.

Die Vielfältigkeit im Football unter dem Dach des AFV Deutschland sorgt dennoch dafür, dass es genügend Auswahlmöglichkeiten gibt, zumal mit Phillip Stentzel aus Köln oder Felix Brenner aus Schwäbisch Hall weitere Spieler zumindest situationsbedingt in die Quarterback-Rolle schlüpfen können. Die Vielfältigkeit macht den Trainern andersherum aber die Aufgabe der Spielersichtung schwerer: Alle Kandidaten zu beobachten, ist kaum zu schaffen: Aus 12 Erstligisten und 16 Mannschaften aus der GFL 2 ziehen die Koordinatoren Arbon und Rohlfing ihre Kandidaten. Die österreichische Mannschaftsführung dagegen zum Beispiel stellt die Nationalmannschaft aus nur sieben Erstligisten, von denen wiederum vor allem die vier Top-Clubs das Haupt-Reservoir bilden, zusammen. Was dort den Vorteil einer relativ homogenen Truppe zur Folge hat. Und diese EIngespieltheit kann zur Folge haben, dass die Österreicher schneller umstellen könnten, als das deutsche Team. Die logische Konsequenz für den Offensive Coordinator der Deutschen lautet also: "Meine Spieler müssen in der Lage sein, schnell umzudenken, und auch mal die Position wechseln können." Er habe daher vor allem auf diese Fähigkeit geachtet, nicht nur darauf, die besten Spieler einer Positionsgruppe zu versammeln. Diejenigen, die am schnellsten in der Lage sind, sich in bestimmten Situationen umzugewöhnen, können als Team erfolgreicher sein.