Mitteilung von AFVD vom 06.07.2010

Defense des Nationalteams auf alles vorbereitet

Es ist wohl eine der ältesten und abgedroschensten Weisheiten, dass es die Defense ist, welche die Meisterschaften holt, besonders im American Football. Also richtet sich jedes Team danach, und vor allem die Trainer versuchen, diesen Teil immer besonders stark aufzustellen. So auch Walter Rohlfing, Defensive Coordinator der Herren-Nationalmannschaft des AFV Deutschlands. Für die am 24. Juli in Frankfurt beginnende Europameisterschaft vertraut der Düsseldorfer auf altbewährte Kräfte, wobei die Vorsilbe "alt" allerdings nur auf die Erfahrung zutrifft. Der vor zwei Jahren eingeleitete Verjüngungsprozess soll nun die Früchte bringen, die seinerzeit ausgesät wurden. "Wir sind heiß. Auch auf Österreich. In Düsseldorf beim German-Japan Bowl haben uns die österreichischen Beobachter ja den Fehdehandschuh im Raum gelassen - und wir werden ihn dankbar aufnehmen."

Die EM 2010 in Frankfurt, Wiesbaden und Wetzlar ist für Rohlfing aus Sicht des Verteidigungstrainers eine enorm spannende Sache. Was für ihn Mehrarbeit bedeutet, ist für den Zuschauer die gute Nachricht, dass die sechs Nationen im Angriff ein vielfältiges Spektrum in punkto Spielkultur bieten: "Die Fans werden sehr viele unterschiedliche Systeme in der Offense zu sehen bekommen. Egal ob College- oder NFL-Stil, ob Passangriff oder Lauf-Football, da kommt jeder auf seine Kosten", verspricht Rohlfing. Doch genau diese verschiedenen Varianten, die sich auch der deutschen Mannschaft zunächst gegen Österreich, dann gegen Finnland und den Gegner in einem der drei Finalspiele entgegenstellen werden, macht die Vorbereitung und die Zusammenstellung des Kaders nicht leicht. Auch in der Defense liegt der Fokus in der Vorbereitung zunächst auf Österreich, aber auch Finnland wurde von Rohlfing und seinen Assistenten bereits unter die Lupe genommen.

"Die finnische Offense ist immer noch eine klassische I-Formation. Die haben wir natürlich auch schon beobachtet. Österreich spielt dagegen mit sehr vielen Formationen mit der Tendenz zur Spread", fasst Rohlfing die Spielsysteme der beiden Gruppengegner zusammen. Ein großer Vorteil für Österreich ist die Tatsache, dass die Saison bereits beendet sein wird und somit ausreichend Zeit bleibt, die Mannschaft auf das Turnier vorzubereiten. Während sich die deutsche Auswahl wegen der laufenden GFL-Saison erst rund fünf Tage vor dem ersten Spiel gegen Österreich versammelt, hat der erste deutsche Gegner dann vier Wochen intensivster gemeinsamer Vorbereitung hinter sich. Hinzu kommt die Blockbildung, auf welche die Trainer der Alpenadler vertrauen. Dennoch ist sich Rohlfing sicher, dass er die Defense bis zum Abend des 24. Juli entsprechend eingestellt und motiviert hat.

Obwohl es eigentlich keiner weiteren Motivation bedarf, der österreichischen Mannschaft zu zeigen, wer der Herr im Hause sein wird. Auf Vereinsebene haben die Berlin Adler sowohl den Tirol Raiders als auch den Vienna Vikings gezeigt, wer das stärkere Team ist. Und von den Adlern kommen mit Karl Michel, Florian Emslander und Mario Nowak drei Spieler, die bereits Erfahrung gegen die österreichischen Spieler sammeln konnten. Für Florian Emslander wird die EM das erste große Turnier sein. Zwar galt er schon lange als aussichtsreicher Kandidat, ist nun aber das erste Mal dabei. Ansonsten vertraut Rohlfing für seine EM-Defense überwiegend auf die Kräfte, die sich sowohl im vergangenen Jahr gegen Frankreich als auch in diesem Jahr gegen Japan bewährt haben.

Mario Schmitt und Lelan Brickus sind im Vorfeld bereits durch Verletzungen ausgefallen. "Einen Spieler kann man immer mal ersetzen. Es sind aber schon Top-Leute, die ausfallen. Aber wir haben auch das Glück, dass wir eine große Leistungsdichte in Deutschland haben." Die braucht man aber ganz gewiss vor allem in der Defense, denn gerade in der ersten Partie wird die Verteidigung besonders gefragt sein. Erfahrungsgemäß braucht eine Offense bei Turnieren etwas länger, bis sie ihren Rhythmus gefunden hat und das Zusammenspiel besser klappt. "Das ist etwas, worin die Österreicher im Vorteil sind. Die sind sehr gut eingespielt und haben alle Chancen, das nach ihrem Saisonende bis zum EM-Start zu perfektionieren", warnt Rohlfing. "Man muss auf alles Mögliche vorbereitet sein."

Die Franzosen werden ähnlich gut vorbereitet sein wie das österreichische Team, da auch bei den Galliern die Saison bereits beendet ist. Sportlich wird es dank der Erweiterung auf sechs Mannschaften, die der AFV Deutschland als Ausrichter der EM erstmals ermöglicht, mit Sicherheit abwechslungsreich werden. "Österreich spielt anders als Finnland. Und auch Schweden hat einen vollkommen anderen Stil. Wir decken da schon ein sehr breites Spektrum an Offense-Football ab", freut sich Rohlfing auf das Turnier von Europas Besten. Vor den ausgeruhten Franzosen und Österreichern warnt der Defensive Coordinator insbesondere. "Die Spieler beider Mannschaften sind auf den Zenit ihres Könnens und hatten Zeit, ihre Verletzungen auskurieren zu können."

Wer den Trainerfuchs Rohlfing kennt, weiß aber natürlich, dass er auch den Teil des Trainergeschäfts blendend beherrscht, der darin besteht, den Gegner vorher ausgiebig zu loben, ohne sich allzugenau in die Karten schauen zu lassen, was den Leistungsstand der eigenen Truppe anbelangt. Insofern lässt sein insgesamt durchschimmernder vorsichtiger Optimismus Hoffnung darauf entstehen, dass die deutschen Fans bei der EM nicht nur variable und spektakuläre Angriffsvarianten der fünf Konkurrenten Deutschlands um den Titel bestaunen dürfen. Am Ende wird es wie immer sein: Defense wins Championships...