Mitteilung von AFVD vom 20.07.2010

EM 2010: Leichte Gegner gibt es nicht

Am 24. Juli geht es los - die Europameisterschaft in Frankfurt am Main, Wetzlar und Wiesbaden steht kurz vor ihrem Start. Für Deutschland steht am Samstagabend in der Commerzbank-Arena mit dem Spiel gegen Österreich gleich der erste „Knaller“ bevor - doch überhaupt wird diese EM-Endrunde eine der schwersten, in die das deutsche Nationalteam jemals gehen musste. Trotz Heimvorteil, zuletzt drei EM-Finalteilnahmen in Folge und trotzdem man als bester europäischer WM-Teilnehmer 2007 aus Japan zurückkehrte - einen klaren Favoriten gibt es für dieses Turnier nicht. Da erstmals sechs Mannschaften bei einer EM-Endrunde dabei sind, ergeben sich neue Konstellationen, binnen weniger Tage muss die Vorbereitung nun auf zwei verschiedene Gegner gerichtet sein - und eine Niederlage in der Gruppenphase ist kaum noch zu kompensieren.

Als Vizeeuropameister spielt Deutschland zudem in der eher schwerer eingeschätzten Vorrundengruppe mit Finnland und A-Pool-Aufsteiger Österreich. Finnland ist die erfolgreichste Nation der EM-Geschichte, Österreich hat seinen Vormarsch in die Spitze des europäischen American Footballs in einem ehrgeizigen Aufbauprogramm vorangetrieben. Drei Trainingslager in Graz, Wien und Innsbruck, ein Vorbereitungsspiel gegen ein US-College-Team und ein auf die EM ausgerichteter Zeitplan in der heimischen Liga AFL komplettierten nun die Vorbereitung. Die vier AFL-Spitzen-Teams bilden das Grundgerüst einer Mannschaft, die dank der Blockbildung kaum Abstimmungsprobleme haben wird. Und seit die Vienna Vikings 2009 auf einen österreichischen Quarterback setzen, Christoph Gross, ist man auch auf der zentralen Position international bestens aufgestellt.

Zeit, Luft zu holen, bleibt der deutschen Mannschaft danach nur wenig. Am Donnerstag der Turnierwoche geht es in der Wiesbadener Brita-Arena in das sechste EM-Duell gegen Finnland. 2001 gewann Deutschland beim letzten Aufeinandertreffen in Hanau den EM-Titel - die Geschichte lehrt, dass die Finnen bisher noch immer Revanche nahmen. Allerdings ist das Team heute natürlich ein ganz anderes, aber auch Head Coach Tuomas Heikkinen kann mit seinem Stab auf ein Team bauen, das in der Hauptsache aus nur wenigen Vereins-Teams rekrutiert wurde. In den Regionen Helsinki und Porvoo hat Heikkinen das Gros seiner Spieler und Coaches gefunden. Fünf Vorbereitungs-Camps absolvierten die Finnen, die als letztes Team aller sechs Teilnehmer erst am Sonntag anreisen werden.

Schweden, Großbritannien oder Frankreich - einer dieser drei wird dann am Finalsonntag wieder in der Commerzbank-Arena der dritte deutsche Gegner sein. Egal ob im Finale, dem Spiel um Platz drei oder dem um Platz fünf - auch dann wird es für das deutsche Team gewiss nicht leichter. Titelverteidiger Schweden hat nach dem Triumph im eigenen Land 2005 schnell eine Verjüngung eingeleitet. 2008 feierte die deutsche Mannschaft zwar einen lockeren Testspielsieg in Stuttgart - doch wird nun ein wesentlich motivierteres schwedisches Team in Hessen erwartet. Zwei Camps im Juli haben die Schweden noch absolviert, und nachdem man im Herbst erneut Finnland im traditionellen jährlichen Länderspiel der beiden bezwang, müssen die Schweden wieder als Mitfavorit auf den Titel gelten.

Einen Rückschlag erlebten sie im letzten Jahr allerdings bei einem Turnier in Großbritannien, wo sie - auch zur Überraschung der Gastgeber selbst - eine klare Niederlage kassierten. Die Briten reisen so mit einer unter allen sechs Teilnehmern einzigartigen Bilanz an: Sie haben gegen keinen ihrer Gruppengegner jemals ein Länderspiel verloren. Fünf Siege gegen Frankreich und einer gegen Schweden zieren die Länderspielbilanz der Briten, deren EM-Team von Head Coach Riq Ayub aus rund 20 verschiedenen Teams der britischen Vereins- und Universitäts-Mannschaften rekrutiert wurde. Mit dabei ist aber auch Jermaine Allen, der derzeit bei den Kiel Baltic Hurricanes in der GFL als Running Back erfolgreich aktiv ist.

Frankreich war 2009 der letzte europäische Gegner, den die deutsche Nationalmannschaft in der Vorbereitung schlug. Allerdings hielten die Franzosen dabei in der ersten Hälfte munter mit. Head Coach Larry Legault hatte nun ein weiteres Jahr Zeit, seine Truppe auf die EM vorzubereiten. Mit dabei bei den Franzosen sind unter anderem Marc-Angelo Soumah, früher bei der Frankfurt Galaxy oder den Düsseldorf Panthern aktiv, Alain Lecurieux von den Berlin Adlern oder Frantzy Dorlean von den Kiel Baltic Hurricanes. Hauptsächlich vertraut auch Legault aber natürlich auf Spieler, die in der Heimat aktiv sind. 2004 und 2006 konnte Frankreich zweimal im Juniorenbereich die EM gewinnen, jeweils im Finale gegen Deutschland. Jetzt sind die Akteure im besten Footballer-Alter - auch Frankreich ist also durchaus der ganz große Coup in Frankfurt zuzutrauen.