Mitteilung von AFVD vom 15.06.2011

Reform trägt bereits Früchte

Exakt die Hälfte der Punktrunde der GFL-Saison 2011 ist absolviert - und auch in diesem Jahr setzt sich in der höchsten Spielklasse des American Footballs in Deutschland der langfristige Trend fort: Die Anzahl der knappen Resultate, der Spiele mit dramatischem Verlauf bis zum Schluss nimmt stetig zu. Nirgendwo anders im europäischen American Football ist der Leistungsabstand zwischen Top-Teams und dem Teams der unteren Tabellenhälfte so gering wie in der deutschen GFL. Der oberflächliche Blick auf die Tabelle zeigt zwar, dass sowohl im Norden mit Titelverteidiger Kiel Baltic Hurricanes als auch im Süden mit den Schwäbisch Hall Unicorns jene Teams an der Spitze stehen, die man dort vor Saisonbeginn erwarten musste. Dahinter dokumentiert sich aber bereits in den „Standings“, wie ausgeglichen das Rennen um die acht Play-off-Plätze ist, und erst recht bei näherer Betrachtung einiger der Spielverläufe in der letzten Zeit, bei denen auch die vermeintlichen Top-Teams mächtig zittern mussten.

Dies ist in diesem Jahr umso bemerkenswerter, als die Liga in einem ersten Schritt der Expansion von zwölf auf 14 Teams erweitert worden ist. Aber alle vier Aufsteiger haben auf Anhieb bewiesen, dass Zweifel an ihrer Tauglichkeit für das höhere Niveau in der GFL nicht angebracht sind. Wiesbaden verblüffte mit einem Remis gleich zu Beginn die etablierten Stuttgarter, Düsseldorf übernahm - wie in ganz, ganz alten Zeiten - kaltschnäuzig gar für fünf Wochen ungeschlagen die Tabellenspitze im Norden, ehe vor knapp 4.000 Zuschauern zu Hause gegen Meister Kiel und letzte Woche auf im Rückspiel an der Ostsee die ersten Dämpfer erfolgten. Den Saarland Hurricanes fehlte vor allem in den Duellen gegen München nur etwas Glück, um selbst in das Rennen um die Play-offs einzugreifen. Und die Mönchengladbach Mavericks mussten sich bislang nur den beiden Finalisten des Vorjahres beugen, wobei zuletzt gegen Kiel bis zum Schluss ihre Chance auf einen Sieg Bestand hatte.

Die erste Zwischenbilanz zur laufenden Reform für die obersten Spielklassen darf also positiv ausfallen. Die stetig steigende Zahl von Mitgliedern (über 40.000) und Aktiven im deutschen American Football, auch und vor allem im Jugendbereich, hatten den AFV Deutschland veranlasst, mit Beginn dieser Saison die Zahl der Teams in den Lizenzligen zu erhöhen. Dies geschah auch vor dem Hintergrund, dass eben nicht wie in Profisportarten die stärksten Spieler (und schon gar nicht der Nachwuchs) automatisch zu den Spitzenvereinen wechseln kann und das Talent sich dann in diesen Teams konzentriert. Für praktisch alle deutschen Footballer ist der Sport neben Beruf oder Ausbildung und anderen privaten Faktoren immer nur ein Zusatzkriterium bei der Wahl des Wohnortes, Konsequenz ist eine überdurchschnittliche Vereinstreue. Für den AFV Deutschland ergibt sich daraus die Aufgabe, den Spielern wohnortnah die Gelegenheit zu geben, in möglichst vielen unterschiedlichen Leistungsklassen aktiv sein zu können. GFL und GFL 2 decken in ihrer derzeitigen Zusammensetzung in diesem Sinne für den Spitzenbereich elf der 16 Bundesländer ab (mehr als in nahezu allen anderen Mannschaftssportarten in Deutschland). Und trotz der Aufstockung beziehungsweise eben gerade wegen der beschriebenen Effekte ist das durchschnittliche Leistungsniveau im Vergleich zu den Vorjahren eher gestiegen denn gefallen.

Die Neulinge von 2011 sind allerdings auch geradezu exemplarisch: Die Düsseldorf Panther sind seit mehr als 30 Jahren ein Verein, der auf einem voll auf Jugendarbeit ausgerichteten Konzept fußt. Reihenweise werden dort Talente hervorgebracht (auch der NFL-Deutsche Sebastian Vollmer zum Beispiel), die dann in der Regel auch als Erwachsene dem Verein treu bleiben. Auch die Mönchengladbach Mavericks profitieren unter anderem von dem geradezu explosionsartig wachsenden Nachwuchsbereich in Nordrhein-Westfalen, der mittelfristig die Basis für weitere starke GFL-Teams in der Region bilden dürfte. Ähnlich den Panthern verfahren seit Jahrzehnten die Wiesbaden Phantoms, was gepaart mit den gleichfalls erfolgreichen Jugendkonzepten in Hessen wie zu erwarten dafür sorgt, dass der Verein sich nun auf eine längerfristige Zukunft in der GFL einrichten darf. Und die Saarland Hurricanes sind ein Beispiel dafür, dass besonders in „Randlagen“ langfristige Konzepte Erfolg haben. Gerade dort zeigt sich deutlich der Effekt, dass gut ausgebildeter eigener Nachwuchs die Basis einer erfolgreichen eingeschworenen Gemeinschaft bilden kann, die auch auf Dauer in der höchsten Leistungsklasse mithalten kann.