Mitteilung von AFVD vom 19.07.2015

Information zur Situation der IFAF

Am Freitag, dem 17. Juli 2015 fand in Canton (Ohio) die Generalversammlung der IFAF statt.

Rolle von USA Football Inc. im Weltverband

Auf diesem Kongress kam es zur Grundsatzentscheidung über die Rolle von USA Football Inc. in der IFAF. Dabei geht es darum, ob USA Football Inc. die Berechtigung hat, die USA in der IFAF als Mitgliedsverband zu vertreten, mehr noch den Weltverband durch Übernahme der Geschäfts- und Kontoführung faktisch zu kontrollieren. So ist USA Football Inc. kein Verband mit Einzelmitgliedern oder Gebietsverbänden als mittelbaren Mitgliedern, sondern eine Firma. Es gibt keine Mitglieder, sondern nur ein Board of Directors und ein Managing Board. Im letzteren hat die NFL mit der NFL Player Association ex officio vier der sechs Sitze inne. Einen eigenen Spielbetrieb organisiert USA Football Inc. nicht, obwohl die IFAF Statuten einen eingerichteten Spielbetrieb unter dem Dach des jeweiligen Mitgliedsverbandes als Mitgliedschaftskriterium zwingend vorschreibt. Die Firma USA Football Inc. hat einen Jahresumsatz von 18 Mio. USD, bei 1,6 Mio. USD Gewinn (Jahresabschluß 2013). Der Geschäftsführer von USA Football bezieht ein Gehalt im mittleren sechsstelligen Bereich (USD).

Position des AFVD zur Rolle von USA Football Inc.

Das AFVD Präsidium und inzwischen eine zunehmende Anzahl anderer Nationalverbände ist der Ansicht, daß die IFAF zwar durchaus mit dieser Firma kooperieren kann und sollte, aber aufgrund der völlig anderen Struktur nicht zu dem Rest der Nationalverbände paßt und sich aus diesen unterschiedlichen Strukturen begründet in der IFAF unvereinbare Kulturen begegnen, die nicht kompatibel sind. Für ein Unternehmen mit 18 Mio. USD Umsatz mag es völlig normal und angemessen sein, für eine WM in den USA von jedem Nationalverband eine Startgebühr von 38.000 USD zu erheben, mit der man dann alle seine Kosten deckt. USA Football Inc. operiert bei diesem Szenario als Event-Agentur gegen Rechnungsstellung. Die Dienstleistung der WM Ausrichtung wird durch die Teilnehmer bezahlt.

Nach dem Verständnis eines gemeinnützigen Sportverbandes wie des AFVDs, ist es mit dem Zwecke, den Sport zu fördern, unvereinbar bei einem Gewinn von 1,6 Mio. USD diesen noch dadurch aufzustocken, daß man Amateur-Sportler für die Teilnahme an dem Turnier finanziell belastet. Statt dessen sollte ein Organisator sich bemühen, den Teilnehmern eine – bis auf die Anreise – möglichst kostenfreie Turnierteilnahme zu ermöglichen, so wie es dem österreichischen Verband bei der WM 2011 und der EM 2014 oder dem AFVD bei der EM 2010 oder der Junioren EM 2015 vorbildlich gelungen ist.

Das Denken in Firmenkategorien führt auch zu der Idee, die Kontinentalverbände zu zerschlagen und in Abteilungen der Zentrale umzuwandeln. Wobei dann mit der EFAF ein Erfolgsmodell zerstört wurde, von dessen Auswirkungen sich der europäische Football bis heute nicht erholt hat.

Kritik des AFVD an WM Vergabe nach Canton

Der AFVD hat sich dieser Sicht der Dinge international immer wieder widersetzt, konnte aber mit seinen Argumenten nicht durchdringen. So zuletzt auch nicht, als der AFVD anregte, die WM 2015 nach dem Ausfall von Stockholm als Gastgeber um ein Jahr zu verschieben und nicht nach Canton zu vergeben. Da zählte es für die IFAF Exekutive auch nicht, daß es noch weitere Alternativvorschläge gab, wie eine WM in China, bei der die Teilnehmer weder Startgeld noch Übernachtung hätten bezahlen müssen, sondern auch noch es noch Reisekostenzuschüsse erhalten hätten. Diese Bewerbung, zu der es einen bereits durch den möglichen Ausrichter abgezeichneten Ausrichtervertrag gab, wurde von der IFAF verworfen, zugunsten der WM in Canton. Mögliche Ausrichter mit großer Erfahrung, die ihre Kompetenz auch wiederholt unter Beweis gestellt haben, wie z. B. der American Football Bund Österreichs (AFBÖ) wurden noch nicht einmal angefragt.

WM 2015 in Canton

Die durch USA Football Inc. organisierte WM 2015 in Canton ist nunmehr vorbei. Von zwölf qualifizierten Teams traten nur sieben an. Die WM fand so gut wie ohne Zuschauer statt. Das Spitzenspiel USA gegen Japan in der Gruppenphase wurde an einem arbeitsfreien Sonntag von – nach offiziellen Zahlen – 500 Zuschauern besucht. Die übrigen Spiele ohne US-Beteiligung fanden so gut wie ohne jegliche Zuschauer statt. Das Spiel um Platz 3 nach offiziellen Zahlen vor 250 Zuschauern. Von einer TV-Übertragung ist nichts bekannt.

Bei der Ausrichtung der WM 2011 durch den American Football Bund Österreichs (AFBÖ) fand das Finale im Ernst-Happel-Stadion vor 16.-18.000 Zuschauern mit Live-Übertragung im TV statt.

IOC Anerkennung der IFAF und Präsenz des IOC bei der WM in Canton

Bisher ist die IFAF nur provisorisch vom IOC anerkannt. Die finale Anerkennung steht auf der nächsten IOC Session in 2016 an. Im Rahmen des jetzt laufenden Überprüfungsverfahren durch das IOC muss die IFAF gegenüber dem IOC nunmehr anstatt der vorgesehenen WM mit der Rekordteilnehmerzahl von zwölf Nationen und Zuschauerzahlen mindestens wie bei der WM 2011 in Österreich eine WM ohne Zuschauer mit sieben Mannschaften präsentieren.
Das IOC war selbst durch einen hochrangigen Beobachter des IOC in Canton vertreten, um sich vor Ort ein Bild machen.

Good Governance in der IFAF

Eine weitere wesentlich Voraussetzung für die Anerkennung durch das IOC ist die Übereinstimmung mit den Grundsätzen guter Verbandsführung des IOC („Good Governance“). Angesichts von vielfältigen Skandalen im Weltsport hat dieses Thema einen ganzen nderen Stellenwert bekommen, als noch vor fünf oder zehn Jahren. Verbände, die mit diesem Thema Probleme haben, sind beim IOC chancenlos. Selbst solche, die bereits olympisch anerkannt sind - ob nun provisorische oder endgültig - müssen hier ständig auf dem neusten Stand sein.

Die IFAF Exekutive konnte vor der Mitgliederversammlung wie von der IFAF Satzung vorgesehen und bisher auch allgemein üblich zum Kongress 2015 keinen Rechenschaftsbericht für 2014, kein Budget-Plan 2016 und keinen Aktionsplan 2016 vorlegen. Der Finanzbericht 2014 mit Jahresabschluss, Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung bestand aus zwei Seiten. Diese wurden zwar eine Woche vor dem Kongress den Nationalverbänden zugleitet. Die Satzung sieht hier einen Monat vor.

Buchprüfer widerruft Prüfbericht/ keine Entlastungsempfehlung für Vorstand mehr

Mit dem Finanzbericht 2014 wurde den Mitgliedsverbänden das Testat und der Prüfbericht des unabhängigen öffentlich bestellten Buchprüfer vorgelegt. Dieser wurde jedoch am Morgen des Veranstaltungstages von dem Buchprüfer widerrufen und anstatt des bereits erteilten (positiven) Prüfbericht mit der Entlastungsempfehlung für das Präsidium durch einen Prüfbericht ersetzt, in dem der Buchprüfer der Mitgliederversammlung empfiehlt die Entlastung des Vorstandes auszusetzen.

Frage der IFAF Präsidentschaft

Noch vor dem IFAF Kongreß hat die IFAF Exekutive mit Herrn Roope Noronen (Präsident des Finnischen Nationalverbandes/ bis Freitag Vizepräsident der IFAF) und Herrn Scott Hallenbeck (Geschäftsführer von USA Football Inc./ bis Freitag Schatzmeister der IFAF) verbreitet, Herr Tommy Wiking (Präsident der IFAF) sei nicht mehr IFAF Präsident, da er von seinem Amt zurückgetreten und dieser Rücktritt vom Amt von der Exekutive angenommen worden sei.

Im Gegensatz dazu hat Herr Wiking wiederholt erklärt, er sei nie zurückgetreten. Eine schriftliche Rücktrittserklärung von Herr Wiking konnte die IFAF Exekutive bis heute nicht vorlegen. Nach Darstellung von Herrn Wiking existiert diese nicht.

Unter dem Eindruck der Bedeutung des Themas Good Governance für das IOC im laufenden Anerkennungsverfahren hat das AFVD Präsidium bei einem Spezialisten für Vereins- und Sportrecht in Paris, wo der Weltverband seinen juristischen Sitz hat, eine juristischen Stellungnahme eingeholt, die zum Ergebnis kam, daß Herr Wiking immer noch IFAF Präsident sei. Auch die Befragung von drei Juristen aus dem Bereich der IFAF Mitgliedsverbände mit Kenntnissen im französischen Vereinsrecht kam zum jeweils selben Ergebnis: Herr Wiking ist IFAF Präsident.

Nichts desto trotz hat die IFAF Exekutive unter der Führung des damaligen IFAF Vizepräsidenten Roope Noronen die Position für vakant erklärt und zur Nachwahl ausgeschrieben. Für diese Position nominierte sich der bisherige IFAF Vizepräsident Roope Noronen selbst.

Blockade des Sitzungspräsidiums auf dem IFAF Kongreß

Vor Beginn der Generalversammlung am 17.07.2015 selbst verweigerte die übrige IFAF Exekutive Herrn Wiking den Zutritt zum Podium des Sitzungsleiters und die Übernahme der Sitzungsleitung. Daraufhin wurde der IFAF Kongreß unter der Leitung von Präsident Wiking in einem anderen Raum des Tagungshotels durchgeführt. 22 Nationalverbände nahmen an dem IFAF Kongreß teil.

In geheimer Abstimmung wurde Präsident Wiking das Vertrauen ausgesprochen und die Herren Hallenbeck und Noronen aufgrund ihres Verhaltens aus der Exekutive abgewählt.

Richtungsentscheid für Welt-Football

Die IFAF wurde im wesentlichen aus zwei Motiven gegründet: einmal um Weltmeisterschaften zu spielen – und damit den Austausch von Sportlerinnen und Sportlern, die Völkerverständigen und den Wettkampfgedanken zu fördern - und zum zweiten, um über die IOC Anerkennung in das Olympische Programm zu gelangen – um damit an Ressourcen zu gelangen, die es der IFAF selbst, aber auch den Mitgliedsverbänden ermöglicht, den Sportlerinnen und Sportlern bessere Trainings- und Wettkampfbedingungen bieten zu können.

Ist die IFAF nicht mehr in der Lage, diese Aufgaben auszufüllen, dann stellt sich die Frage nach deren Existenzberechtigung.

Positionierung des AFVD

Unter dem Strich stand für das AFVD Präsidium im Vordergrund, im Einklang mit den Prinzipien von Good Governance zu handeln. Dies bedeutete für die Delegierten des AFVD, sich mit weiteren 21 Nationalverbänden von dem Verhalten des überwiegenden Teils der Exekutive zu distanzieren und dies auch im Abstimmungsverhalten zum Ausdruck zu bringen.

Wie stets wird das Präsidium fortlaufend weiter informieren.