Test in Riesa
Langfristig sollen die Cheerleader im AFVD finanziell auf eigenen Füßen stehenTest in Riesa
Langfristig sollen die Cheerleader im AFVD finanziell auf eigenen Füßen stehen
Beim 5. Angels Cup am 3. Februar in der WM-Halle Riesa werden AFV Deutschland (AFVD) und die Cheerleader-Vereinigung Deutschland (CVD) erstmals bei einem deutschen Cheerleading-Wettbewerb mit einer »offenen Wertung« die Leistungen der Teilnehmer messen. Anders als bei Deutschen Meisterschaften wird die Jury die Ergebnisse nicht zum Schluss des Wettbewerbs für alle Squads gesammelt bekanntgeben, sondern direkt nach jeder Vorführung, ähnlich dem Procedere etwa im Eiskunstlauf, die Noten verteilen.
Ein bisschen hat dies den Charakter eines Modellversuches. Die Hoffnungen zielen vor allem auf einen gestraffteren Programmablauf, dazu auch ein wenig auf mehr Transparenz gegenüber dem Publikum. Ausgelotet werden soll, ob die vielfältig vorhandenen Ansätze der potenziellen Vermarktung von Cheerleading in Deutschland künftig nicht besser genutzt werden können. Im Idealfall soll mittelfristig erreicht werden, dass der Bereich Cheerleading innerhalb des Verbandes sich aus eigener Kraft finanzieren kann, was bislang noch nicht der Fall ist.
In Abstimmung mit dem örtlichen Veranstalter in Riesa - am 24. März auch wieder Gastgeber für die inzwischen 17. Deutschen Meisterschaften - ist über Möglichkeiten, Cheerleading-Wettbewerbe insgesamt mediengerechter zu gestalten, beraten worden. Bei den Meisterschaften etwa, wie bisher mit »geheimer« Bewertung, wird es dann erstmals zwei komplett besetzte Jury-Gremien geben, um auf diese Weise dem gleichen Ziel ein Stück näher zu kommen: eine für Zuschauer und Medien attraktive Veranstaltung in einem überschaubaren zeitlichen Rahmen.
Dass über Cheerleading-Wettbewerbe in all ihren sportlichen Facetten umfassend im Rahmen traditioneller Sportberichterstattung der Fernsehsender berichtet wird, ist hierzulande kaum zu erwarten. Dafür aber registrieren Veranstalter und Verband enormes Interesse der Macher der »bunten« TV-Formate. Dies beginnt sich auch in finanzieller Hinsicht auszuzahlen, in den letzten beiden Jahren konnten die Cheerleader die Fernseh- und Videorechte an den Deutschen Meisterschaften erstmals »versilbern«, wenn auch nur in bescheidenem Rahmen und um den Preis, dass die verpflichtete TV-Produktionsfirma, unter anderem wegen der Länge der Veranstaltung, am Ende mehr Kosten verursachte, als erlöst werden konnten. Dass allerdings der Veranstalter bereit war, für die Meisterschaft 2007 einen Teil seines Pachtpreises für die Veranstaltungsrechte bereits vorab im Jahr 2006 zu überweisen, deutet an, dass es möglich sein kann, Cheerleading in Deutschland finanziell auf eigene, gesunde Füße zu stellen.
Bislang muss das Cheerleader-Budget Jahr für Jahr vom Gesamtverband AFVD subventioniert werden, um am Ende gedeckt werden zu können. 2006 betrug der auszugleichende Jahresfehlbetrag rund 3.500 Euro, seit 2001 sind kumuliert etwas über 25.000 Euro aus dem AFVD-Gesamtbudget in den Etat der Cheerleading-Sparte geflossen. Diese Zahlen berücksichtigen noch nicht einmal, dass, wenn die Teilnahme von Vertretern des Gesamtverbandes an Cheerleader-spezifischen Tagungen auf internationaler Ebene notwendig ist, deren Reisen zu Lasten des AFVD gehen, denn aus dem CVD-Etat können nur die Teilnahmen der ausschließlich für Cheerleading zuständigen Delegierten für internationale Kongresse oder Juryschulungen bestritten werden. Im Gegenzug wird nur ein - einnahmeabhängiger - pauschaler Verwaltungskostenanteil aus dem Cheerleader-Bereich an den Gesamtverband abgeführt, der honoriert, dass die Cheerleader die »Infrastruktur« des AFVD nutzen. Dieser Betrag liegt kumuliert seit 2001 aber immer noch deutlich unter den Mittelzuflüssen von Seiten des Gesamtverbandes.
Für 2007 fußt der Etat der Cheerleader daher vor allem auf der Anfang 2006 beschlossenen Einführung von Mitgliedsbeiträgen der Vereine mit Cheerleader-Squads sowie Meldegebühren für die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften. Da sich allerdings ursprüngliche Schätzungen von rund 250 beitragspflichtigen Vereinen als zu optimistisch erwiesen haben und nun nur 179 Vereine 100 Euro Beitrag leisten werden, droht für das begonnene Haushaltsjahr erneut ein Defizit. Da der AFVD für Cheerleading in Deutschland großes Potenzial erkennt, wird er aber auch in den kommenden Jahren seine Mehrkosten in diesem Bereich als Investition in die Zukunft sehen.