Mitteilung von AFVD vom 14.01.2009

Damen-Nationalmannschaft in Vorbereitung

American Football gilt landläufig als Sport für „harte Männer“. Das Klischee ist ein Irrglaube, zumindest was das Geschlecht angeht: Seit 1986 spielen in Deutschland auch Frauenmannschaften American Football, bis ins Jahr 1992 reicht die Geschichte des Ladies Bowls, des Endspiels um die Deutsche Damenmeisterschaft zurück. In den letzten Jahren hat der Damen-Football unter dem Dach des AFV Deutschland einen spürbaren Aufschwung erlebt. Die 2008 eingeführte Damenaufbauliga unterhalb der Damenbundesliga war ein voller Erfolg, so dass 2009 zusätzlich zur ersten Liga mit acht Vereinen eine 2. Damenbundesliga mit ebenfalls acht Mannschaften wird spielen können.

Die Ausweitung des Ligaspielbetriebes ist also im vollen Gange, im November hat das Präsidium des AFV Deutschlands zusätzlich beschlossen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, in näherer Zukunft auch eine Nationalmannschaft der Frauen aufzustellen. Die Bundesversammlung des AFVD im März muss den Beschluss noch bestätigen. Da die Ausweitung des Bereichs Damen-Football in den letzten Jahren aber stets der erklärte Wunsch auch der Landesverbände gewesen ist und die letzte Bundesversammlung mit großer Mehrheit das Präsidium beauftragt hatte, in dieser Richtung tätig zu werden, laufen die Vorbereitungen für die Damen-Nationalmannschaft bereits jetzt an.

Analog zur bewährten Struktur von Herren- und Jugend-Nationalmannschaft soll für die Mannschaft ein Dreier-Gremium, bestehend aus Leistungssportdirektorin, Team-Managerin und Chef de Mission, verantwortlich zeichnen. Als Leistungssportdirektorin wurde Nicole Manthey aus Hamburg berufen, den Posten der Team-Managerin übernimmt Christiane Langkamm aus Berlin. Ein Chef de Mission wird erst hinzukommen, wenn das Team tatsächlich auf Reisen geht.

Die neue Leistungssportdirektorin für die Damen Nicole Manthey war im letzten Jahr als Ligaobmann der Damenaufbauliga bereits erfolgreich für den AFV Deutschland tätig, im Landesverband Hamburg ist sie als Frauenbeauftragte für den Damen-Football verantwortlich. Sportlich aktiv ist sie selbst seit 2002 im Team der Hamburg Amazons, zwischenzeitlich spielte sie auch für die Hamburg Snappers im Senior-Flag-Bereich. Beruflich ist die 37-Jährige als selbstständige Fotografin vor allem für Film- und Fernsehproduktionen tätig.

Team-Managerin Christiane Langkamm hat insgesamt 13 Jahre in der Damenbundesliga gespielt, für Hamburg Maniacs, Berlin Adler Girls und Berlin Kobra Ladies, und dabei dreimal mitgeholfen, deutsche Meistertitel zu gewinnen. Seit sieben Jahren ist die 36-jährige Marketingassistentin auch als Schiedsrichterin aktiv und erwarb inzwischen auch eine C-Lizenz als Trainerin. Auch sie bekleidet in ihrem Landesverband AFCV Berlin-Brandenburg das Amt der Frauenbeauftragten.

Den Zeitplan für das Jahr 2009 haben Manthey und Langkamm bereits abgesteckt. Ziel ist es, Anfang Oktober einen vorläufigen Kader erstmals zusammenziehen zu können. Dieser erste Nationalmannschaftslehrgang wird als offenes Tryout ausgelegt werden. Zusätzlich sollten bis dahin Offensive und Defensive Coordinator der Damen-Nationalmannschaft natürlich nach den Ligaspielen bereits eine Vorstellung davon haben, wie der ideale Kader sich zusammensetzen sollte. Die Suche nach diesen Koordinatoren für die zu gründende Mannschaft läuft bereits. Manthey: „Wir sichten derzeit erst einmal die Bewerbungen der Trainer, die von sich aus auf uns zugekommen sind.“ Dazu wollen Manthey und Langkamm in den kommenden Wochen aber auch Gespräche mit ihren eigenen Wunschkandidaten führen, nicht nur über die Posten der Koordinatoren, sondern auch über die weiteren Aufgaben im Coaching Staff.

Schließlich sollen die künfigen National-Coaches in der Ende April startenden Saison bereits die Chance haben, Spielerinnen zu sichten. Die Saison ist auch einer der Gründe dafür, warum der erste Nationalmannschaftslehrgang erst für den Herbst geplant ist. „Wir haben bis Ende September fast ohne Pause Spielbetrieb, da wäre gar kein freies Wochenende zu finden,“ sagt Manthey. Ein weiterer Grund: „Deutschland hat schließlich im Football einen gewissen Anspruch. Daher werden wir keine halben Sachen machen und nichts übers Knie brechen,“ verspricht Manthey, die gemeinsam mit Christiane Langkamm vorhat, die Damen-Nationalmannschaft zu einer dauerhaften Einrichtung werden zu lassen, und weiß, dass dies ohne gewissenhafte Vorbereitung nicht geht. Ein Länderspiel ist so frühestens 2010 geplant, im April will der Europaverband EFAF darüber beraten, ob 2011 eine Damen-Europameisterschaft erstmals ausgetragen werden kann.

Sollte dies so sein, dann will der AFV Deutschland darauf bestens vorbereitet sein. Mit rund 500 aktiven Spielerinnen verfügt man schließlich über gutes Potenzial, um den europäischen Titel mitspielen zu können. Wobei die Zahl der Aktiven in Wirklichkeit noch höher liegt, sind doch allein für die 16 Teams in den beiden Ligen bereits Spielerpässe in dieser Anzahl ausgestellt. Darüber hinaus sind in vielen Vereinen Frauen aktiv, die bei den Männermannschaften mittrainieren oder im Flag-Bereich spielen, mangels genügend weiteren Mitstreiterinnen aber keine eigene Damenmannschaft im Tackle-Bereich aufbieten können. Neben der Fortführung der Expansion des Ligenbetriebes und dem Aufbau der Nationalmannschaft will Manthey als Leistungssportdirektorin daher in den kommenden Jahren auch dafür arbeiten, dass im Nachwuchsbereich für die weiblichen Footballer neue Strukturen aufgebaut werden. Eine Nationalmannschaft braucht schließlich ständig Nachwuchs - ihre Existenz ist aber auf der anderen Seite gerade für junge Sportlerinnen ein gehöriger Motivationsanreiz, bei der Sache zu bleiben.