Olszewski kümmert sich um die schweren Jungs
Neuer Coach für die Offensive Line der deutschen Nationalmannschaft wird Gerald Olszewski. Der 42-jährige gebürtige Dortmunder war bis zur vergangenen Saison in gleicher Funktion für die Berlin Adler in der GFL tätig und gehörte zu seinen aktiven Zeiten vor allem im Dress der Düsseldorf Panther selbst zu den besten Offensive-Line-Spielern, die im deutschen Football je aktiv waren. Auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn als Spieler waren seine Leistungen derart beeindruckend, dass er es zu individuellen Auszeichnungen brachte, die für Angriffslinienspieler absolute Seltenheit haben. So wurde er 1992 zum deutschen Footballer des Jahres gewählt, wurde im gleichen Jahr Dritter bei der Wahl zum Düsseldorfer Sportler des Jahres und 1995 zum besten europäischen Spieler der World League of American Football gewählt.
Zu verdanken hatte er dies neben der schieren physischen Kraft auch seinem charismatischen Auftreten und einer sehr ausgeprägten Spielintelligenz, die über seinen eigentlichen Aufgabenbereich als Spieler der Offensive Line hinausreichte. Geradezu folgerichtig war da der frühe Schritt ins Trainermetier, den er schon parallel zur Spielerlaufbahn 1991 bei den Düsseldorf Panthern vollzog. Bis 1998 coachte er dort die Offensive Line und engagierte sich zeitweise auch im Vorstand des Vereins. Olszewskis Sachverstand nutzten später auch die Dortmund Giants, bei denen er 1984 als Spieler begonnen hatte und deren Head Coach er 2000 und 2001 war.
Als 1991 die spätere NFL Europe als World League of American Football begann, gehörte Olszewski zu den ersten nur vier europäischen Spielern, die im Kader der Frankfurt Galaxy standen. Nach seinem Wechsel zu Rhein Fire war er zu einer Zeit, als in der Tochterliga der NFL tatsächliche Einsatzzeiten für die europäischen Spieler noch die absolute Ausnahme waren, durchgehend Stammspieler. Von 1987 bis 1995 gehörte er ebenso selbstverständlich auch zum Aufgebot der Nationalmannschaft und spielte dabei auf allen Positionen der Offensive Line, auch als Center und Long Snapper für Punt- und Field-Goal-Spielzüge.
Das Engagement Olszewskis für die Nationalmannschaft ist also auch eine Rückkehr - mit besten Perspektiven für beide Seiten. Wir freuen uns außerordentlich, dass es uns gelungen ist, Gerald Olszewski in den Trainerstab unseres Teams zu holen, sagt AFVD-Präsident Robert Huber. Er spricht die Sprache der Spieler, weil er auf dem Feld so ziemlich alles erlebt hat. Und er bringt fast zwei Jahrzehnte Erfahrung als Trainer und im administrativen Bereich mit ein.
Die Nationalmannschaft befindet sich in der Vorbereitung auf die Europameisterschaft 2010, die in Frankfurt stattfinden wird. Das Finale in der Frankfurter Commerzbank-Arena ist das große Ziel - der erste Schritt dorthin soll im August bei einem Vorbereitungsspiel in Frankreich gemacht werden. Viel Zeit zur Einarbeitung bleibt für Olszewski also nicht - kein Problem, denn die GFL und das Nationalteam hat er in den letzten Jahren natürlich intensiv beobachtet. Die Offensive Line der Nationalmannschaft ist in hervorragender Verfassung. Das Fundament ist da.
Olszewski sieht seine Aufgabe aber nicht nur auf ein möglichst gutes Abschneiden bei der EM beschränkt. Uns steht, besonders im Bereich der Offensive Line, in den kommenden Jahren in Deutschland ein Generationswechsel bevor. Gemeinsam mit Marshall Happer, dem zuständigen Leistungssportdirektor des AFVD, will Olszewski daher an Konzepten arbeiten, wie die Ausbildung intensiviert werden kann. Ich finde, wir Trainer bei der Nationalmannschaft müssen auch den Trainern in den Vereinen dabei helfen, die Spieler zu fördern. Unser Engagement ist das ganze Jahr über gefordert, nicht nur bei den Trainingslagern der Nationalmannschaft, sondern während des ganzen Jahres im aktiven Dialog mit den Vereinstrainern aller Ligen bis hinunter in die Landesliga.