Mitteilung von AFVD vom 24.06.2009

JWC 2009: Schwere Aufgaben in Canton

Wenn es in Canton zum ersten Mal für die 16- bis 19-Jährigen um einen offiziellen Weltmeistertitel geht, tritt zum ersten Mal die USA als Ausrichter eines großen Turnieres des Weltverbandes in Erscheinung. Die USA als Gastgeber und auch Kanada waren für die erste Junioren-WM automatisch qualifiziert. Mit Deutschland, Schweden und Frankreich qualifizierten sich aus Europa die ersten drei der Junioren-EM 2008 in Sevilla, Mexiko, Japan und Neuseeland gewannen die übrigen kontinentalen Qualifikationen.

Anders als bei den Herren-WM-Turnieren gibt es bei der Junioren-WM keine Vorrunde mit einer Gruppenphase. Das Turnier beginnt sofort in einer K.O.-Runde mit dem Viertelfinale. Die Paarungen des Viertelfinales wurden nach einer Setzliste zusammengestellt. Hinter Kanada auf Rang eins und den USA auf zwei rangiert dabei Mexiko auf Rang drei. Hinter Japan auf Platz vier folgen dann die drei europäischen Teams mit Deutschland als Europameister an der Spitze. Das deutsche Team trifft zunächst auf Japan, nach dem Viertelfinale wartet je nach eigenem Abschneiden der Sieger oder Verlierer aus dem Spiel Kanada-Neuseeland.

Die Zusammenstellung des deutschen Kaders stimmt Springwald erst einmal zufrieden. »Ich gehe davon aus, dass wir in etwa die Leistung von Sevilla haben werden. Die Tiefe des Kaders ist vielleicht sogar ein wenig besser.« Anders als in Sevilla ist in der Verteidigung Björn Werner mit von der Partie, was die Abwehr verbessern könnte. Auch wenn Springwald kein Freund davon ist, einzelne Spieler in den Vordergrund zu stellen, so erwartet er von dem Berliner Talent ein »Statement« während des Turniers. »Björn muss jetzt in Canton zeigen, dass er die vielen Vorschusslorbeeren zu Recht erhalten hat und dass es gerechtfertigt ist, dass verschiedene US-Colleges ein großes Interesse an ihm haben.«

In der Offense hat es einige Veränderungen im Vergleich zum letzten Jahr gegeben. Das Herz des Angriffs, die Offensive Line, hat im Vergleich zu Spanien nicht mehr ganz so viel Masse, ist dafür aber umso beweglicher. Ebenso gab es bei den Passempfängern ein paar Umstellungen. »Wir haben in der Receiver-Reihe nicht mehr ganz so viel Größe, dafür aber umso mehr Schnelligkeit.« Mit Robert Demers fliegt nur einer der beiden Spielmacher aus Sevilla mit nach Canton. Vasim Ohlerich musste aufgrund einer Fußverletzung absagen. Bei den Running Backs geht die deutsche Vertretung mit sechs Ballträgern ins Rennen, was vor allem in der Auftaktbegegnung gegen Japan einen Vorteil bringen soll. Das japanische Team hat in der Passverteidigung seine Stärken, an der Linie und im Laufspiel könnten die Deutschen aber körperliche Vorteile zum Tragen bringen.

In Japan hat Football eine lange Tradition. Bereits 1934 gründete sich der japanische Verband JAFA, im vergangenen Jahr machten die Japaner auf sich aufmerksam, als sie eine US-Auswahl, die sich aus Spielern von 27 US-High-Schools zusammensetzte, in Kawasaki mit 21:14 bezwingen konnten. An 106 Oberschulen in Japan zählt Football zum Pflichtprogramm, entsprechend gut ausgebildet sind die Spieler.

Der zweite Gegner des deutschen Teams wird dann Kanada oder Neuseeland sein, wobei es eine unglaubliche Sensation wäre, wenn Kanada nicht sein Viertelfinale gegen Neuseeland gewinnen würde. Kanada verfügt neben den USA über die größte Football-Tradition weltweit - derzeit spielen fast 400.000 Jugendliche organisiert Football. Und die Kanadier haben ihrem großen Rivalen um den Titel dabei eins voraus - die Erfahrung mit dem Aufbau landesweiter Auswahlteams, was für die USA in der Altersklasse der Junioren Neuland ist. Mit Glen Constantin steht »Team Canada« ein Head Coach mit reichhaltiger Erfahrung zur Verfügung. Er war unter anderem fünf Jahre bei den Profis der Edmonton Eskimos als Defensive Coordinator tätig.

Das Erreichen des Halbfinales gegen Kanada wäre für Deutschlands Junioren ein großer Erfolg und auch wenn man dabei klarer Außenseiter wäre, hätte man damit in gewissem Sinne für das zweite Spiel die „leichtere“ Aufgabe: als Underdog ohne jeden Druck anzutreten. Müsste man dagegen gegen Neuseeland spielen, ginge man als Favorit in ein Spiel gegen einen womöglich sehr unbequemen Gegner. Neuseeland ist eine klassiche Rugby-Nation und hat für die Football-Junioren-WM sein Aufgebot um „Quereinsteiger“ bereichert. RB Matt Gandy und LB Gus Hellesoe kommen zum Beispiel aus dem Rugby, erhoffen sich aber, sich als Footballer den bei der Junioren-WM zahlreich erwarteten Talentspähern der US-Colleges empfehlen zu können.

Selbstverständlich liebäugeln auch einige deutsche Junioren mit dieser Perspektive. Schließlich bieten die USA gerade Footballern noch immer die sprichwörtlichen „unbegrenzten Möglichkeiten“. Kostspielige und attraktive Studiengänge an US-Universitäten sind über Sport-Stipendien für begabte Sportler gratis zu absolvieren. Und selbst wenn sich am Ende nicht für jeden - so wie für den Ex-Düsseldorfer Sebastian Vollmer in diesem Jahr - die Aussicht auf den Sprung in die NFL ergibt, so bietet ein Studium in den USA schließlich beste persönliche Zukunftsaussichten auch außerhalb der Welt des Sports.