Berlin und Kiel heiß auf den German Bowl
66 Spiele sind in der GFL 2009 gespielt - eines fehlt noch: Die Entscheidung über den 31. Deutschen Meister im American Football fällt am 3. Oktober in der Frankfurter Commerzbank Arena. Mit den Berlin Adlern und den Kiel Baltic Hurricanes setzten sich die beiden seit dem Saisonstart Ende April über die gesamte Dauer konstantesten Teams durch und haben nun ihre Vorbereitungen auf den German Bowl XXXI begonnen. Kiel, Zweitplatzierter der Vorrunde in der GFL Nord, gelang als einzigem Auswärtsteam in einem der sechs Play-off-Spiele ein Sieg, per Field Goal in letzter Sekunde zum 22:21 beim Vorrundensieger der GFL Süd, den Schwäbisch Hall Unicorns. Berlin bezwang die Marburg Mercenaries, die im Viertelfinale mit einem Overtime-Erfolg noch für das dramatischste Spiel gesorgt hatten, mit 36:21.
Die Berlin Adler stehen damit vor ihrer siebten German-Bowl-Teilnahme. 1987, 1989, 1990, 1991 und zuletzt 2004 gewannen die Schwarz-Gelben aus der Hauptstadt den Titel, nur 1994 scheiterten sie im Finale. Übrigens damals ebenfalls in Hessen. In der bis ans Ende der 70er Jahre zurückreichenden Geschichte des Berliner Football-Bundesligisten trüben nur zwei Endspielniederlagen in Hessen eine ansonsten makellose Bowl-Bilanz: Vor dem German Bowl in Hanau hatten die Adler auch das Eurobowl-Finale 1991 in Offenbach gegen Amsterdam verloren. Für die Kieler ist es die zweite German-Bowl-Teilnahme in Folge. Im letzten Jahr waren die Baltic Hurricanes gegen Rekordmeister Braunschweig vor 16.177 begeisterten Zuschauern in der Commerzbank Arena mit 14:20 knapp gescheitert.
Während die Baltic Hurricanes 2009 ihren schon im letzten Jahr mit dem ersten Vorrundenplatz in der Nord-Gruppe zu erkennenden Aufwärtstrend fortsetzen konnten, hat es ihren Finalbezwinger von 2008 diesmal böse erwischt: Als erster amtierender Deutscher Meister überhaupt verpassten die Braunschweiger als Fünfter der Vorrunde die Playoffs. Für die weit überwiegende Mehrzahl der German-Bowl-Zuschauer dürfte sich so in diesem Jahr ein noch nicht gekanntes Erlebnis einstellen - ein German Bowl ohne die Lions. Den hatte es nämlich zuletzt 1996 gegeben. Zwölf Mal in Folge waren die Braunschweiger seither ins Finale gekommen, 2009, das das 13. Jahr der Serie hätte werden sollen, entpuppte sich als Unglücksjahr.
Sieben Mal haben die Braunschweiger den Titel gewonnen, unter anderem mit Kent Anderson als Head Coach. Anderson zieht inzwischen in Kiel seine Fäden, und wie zuvor in Braunschweig, Hamburg und auch Berlin hat er seinen Verein binnen kurzer Zeit auf German-Bowl-Kurs getrimmt. Den einen oder anderen Spieler aus dem Kader des Gegners kennt er noch aus seiner Zeit in Berlin, was im Finale ein Vorteil sein könnte. Hinzu kommt die langjährige Endspiel-Routine Andersons, der mit den Kielern Berlin bereits in der Vorrunde die bislang einzige Saisonniederlage in Deutschland beibrachte. Auch Kiel kassierte nur eine einzige Niederlage, auswärts in Berlin. Vier Punkte Unterschied im Gesamtergebnis der beiden Spiele (20:10 für Berlin, 12:6 für Kiel) entschieden so über den ersten Platz in der GFL Nord - jetzt zählen sie gar nichts mehr und taugen nicht dazu, einen Favoriten für das Finale auszumachen.
Bei den Adlern ist ähnlich wie Anderson in Kiel Shuan Fatah nicht nur in seiner Rolle als Head Coach Vater des Erfolges. Beide Trainer stehen dafür, die kompletten Strukturen eines Vereins unter langfristiger Perspektive gestalten zu können. Obwohl Fatah im letzten Jahr noch in Dresden Head Coach war, so war er doch zuvor in Berlin über Jahre schon in verschiedensten Funktionen im Hintergrund tätig. Und ergriff nun die Gelegenheit beim Schopfe, mit den GFL-Adlern als Spitze des Berliner Football-Eisberges das Potenzial der größten Stadt Deutschlands mit einer jahrzehntelangen Erfolgstradition im Jugendbereich voll zu nutzen. Nicht ganz zufällig sind die Adler bereits Jugendmeister 2009, die Berlin Rebels GFL-Aufsteiger und stehen darüber hinaus auch die Berlin Kobra Ladies im Finale um den Damen- sowie die Berlin Bears im Finale um den Senior-Flag-Titel als jeweilige Titelverteidiger in weiteren AFVD-Endspielen.