Mitteilung von AFVD vom 19.01.2015

Weltmeisterschaft 2015

Information vom 19.01.2015

An
Landesverbände im AFVD
Vereine der GFL
Spieler, Trainer und Betreuer der Herren-Nationalmannschaft



Sehr geehrte Damen und Herren,

mit diesem Schreiben wollen wir Sie als Präsidium informieren, daß wir nach umfangreichen Konsultationen mit unseren Mitgliedsorganisationen die Planungen zur Entsendung der Herren-Nationalmannschaft zu einer Weltmeisterschaft im Jahre 2015 nicht mehr weiterbetreiben.

Der Weltverband IFAF hat vor Weihnachten mitgeteilt, daß die WM in Schweden nach drei Jahren der Planung aufgrund fehlender Finanzierung abgesagt werden muß. Entgegen der Empfehlung des AFVD Präsidiums an die IFAF Exekutive, die WM von 2015 auf 2016 oder 2017 zu verschieben, um eine vernünftige Ausrichtung durch einen neuen Ausrichter zu ermöglichen, hat die Exekutive des Weltverbandes IFAF, am 29.12.2014 mitgeteilt, daß sie eine Ersatzausrichtung der abgesagten Weltmeisterschaft in Stockholm (Schweden) in Canton/ Ohio (USA) prüft. Ein entsprechendes Angebot der Agentur USA Football Inc., in deren Aufsichtsgremien hochrangige Vertreter der US-amerikanischen Profiliga National Football League (NFL) sitzen, sei der Exekutive vorgelegt worden. Dieses solle jetzt den verbliebenen elf Teilnehmerverbänden unterbreitet und deren Rückmeldung abgewartet werden.

Die offizielle Information der IFAF an den AFVD erfolgte am 02.01.2015. Danach sollen alle bereits qualifizierten Nationalverbände bis zum 16.01.2015 mitteilen, ob Sie an der WM unter den geänderten Bedingungen teilnehmen können bzw. wollen. Sofern vier bis sechs Nationalverbände ihre Teilnahme zusagen, soll die WM in Canton/ Ohio stattfinden. Bis zum 29.01.2015 sollen dann alle sportlich qualifizierten Verbände sich final anmelden.

Damit ist absehbar, daß sich die Entscheidung über eine Absage, Verschiebung oder Ersatzausrichtung weit in das neue Jahr hineinziehen und die weitere Planung aller Teilnehmerverbände erschweren bis unmöglich machen wird.

USA Football Inc. hat die Ersatzausrichtung von der IFAF zu den identischen Bedingungen angeboten bekommen, wie es die IFAF auch beim AFVD selbst vor Weihnachten angefragt hatte. Danach müßte jede Teilnehmernation ihre eigenen Kosten vor Ort durch einen Kostenbetrag von 30.000 EUR (38.000 USD) selbst bezahlen, zuzüglich der Anreisekosten zum Spielort. Ob das Teilnehmerfeld von zwölf auf acht Nationen reduziert wird, ist noch offen. Theoretisch können nach der Disqualifikation Schwedens bis zu elf sportlich qualifizierte Mannschaften sich melden. Ob die Zuzahlung von 38.000 USD auch bei einem Elf-Mannschaften-Turnier ausreichen wird, ist offen. Genauso, ob bei einem Vier-Mannschaften-Turnier weiterhin 38.000 USD Zuzahlung notwendig ist oder diese sich reduziert.

Wie diese Reduzierung auf sportliche faire Art- und Weise stattfinden soll, ist von der IFAF bisher nicht mitgeteilt worden. Da aber in der offiziellen Aussendung davon gesprochen wird, daß das Turnier auf der Basis derjenigen Nationen weitergeführt werden soll, die ihre Teilnahme zusagen, scheint nicht mehr die sportliche Qualifikation das Kriterium zu sein, sondern die Zahlungsbereitschaft - respektive -fähigkeit. Zu erwarten ist, daß die Verbände auf dem nordamerikanischen Kontinent (Vereinigte Staaten von Amerika, Kanada, Mexiko und Panama) an dem Turnier teilnehmen werden. Aus den eingesparten Flugkosten für den Transatlantik-Flug können diese den an den Ausrichter USA Football Inc. zu zahlenden Zusatzbeitrag kostenneutral für das eigene Budget bezahlen. Somit dürfte die definierte Mindestteilnehmerzahl des Turniers von vier Nationen sehr wahrscheinlich zusammenkommen.

Auch die Frage, wer für den finanziellen Schaden der bei einer Ausrichtung in den USA anfallenden erheblichen Mehrkosten aufkommt, ist bisher unbeantwortet. Bei bisherigen Ausrichterverträgen, die der AFVD selbst mit dem Europaverband EFAF bzw. dem Weltverband IFAF unterschrieben hat, waren jeweils Konventionalstrafen in z. T. sechsstelligem Bereich für einen Ausrichter vorgesehen, der eine Veranstaltung zurückgeben mußte.

Unter dem Strich bleibt, daß zum derzeitigen Zeitpunkt niemand sagen kann, ob, wann, wie, wo, mit wem, mit welchem Modus und mit welchem Wert die Weltmeisterschaft in 2015 stattfinden soll. Mit USA Football Inc. bietet ein Unternehmen mit Verbindungen zur National Football League eine Ersatzausrichtung in einem Ort mit 80.000 Einwohnern an. Wobei selbst dies nicht klar ist. In einer Mitteilung des Weltverbandes vom 17.01.2015 hieß es zuletzt, es können anstatt Canton auch woanders in den USA sein. Man würde weiter prüfen. Man soll bitte noch keine Flüge buchen.

Mit einer Unterstützung durch die Bundesrepublik Deutschland in Form einer Bundesförderung - und sei es nur eines Anerkennungsbetrags - ist absehbar nicht zu rechnen. Die Bundesrepublik Deutschland vertritt neuerdings - entgegen dem Votum des Deutschen Olympischen Sportbundes - die Auffassung, daß nur solche nichtolympische Sportarten finanziell durch den Bund gefördert werden sollten, bei deren Weltmeisterschaften in der Endrunde mindestens zwanzig Nationen teilnehmen. Qualifikationswettbewerbe werden nach dieser Auffassung nicht mitgezählt. Der AFVD hat diese Auffassung nicht akzeptiert und ist dieser zusammen mit dem DOSB entgegengetreten. Bis wann die Bundesrepublik Deutschland hier zu einer anderen Auffassung gelangen wird, ist jedenfalls nicht absehbar. Von daher steht der AFVD bereits jetzt vor der Herausforderung, die im Finanzplan 2015 eigentlich eingeplante Bundesförderung durch Einsparungen bzw. Streichung von Maßnahmen zu kompensieren. Ohne Bundesförderung wäre für den AFVD bereits die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Schweden ein nur sehr schwer zu bewältigender Kraftakt gewesen, der nur unter Anspannung aller Ressourcen und tatkräftiger Hilfe der Mitgliedsorganisationen des AFVD möglich gewesen wäre.

Gegenüber der bisherigen Planung der WM in Stockholm ist - bei Zuzahlung der Eigenleistung von 38.000 USD (=33.0000 EUR) - mit Mehrkosten von etwa 104.000 EUR zu rechnen. Allein die Flugkosten dürften etwa 71.000 EUR höher liegen, als bei einer Anreise nach Schweden. Flüge von Frankfurt nach Detroit kosten derzeit 1.348 EUR zuzüglich des Serviceentgelts für das Reisebüro.

Diese Mittel sind im bisherigen AFVD Finanzplan für 2015 nicht budgetiert und der AFVD ist, gerade auch in Anbetracht, daß mit der Junioren EM American Football in Dresden und mit der Cheerleading WM in Berlin zwei Großprojekte anstehen, nicht in der Lage diese Mehrkosten aus seinem eigenen laufenden Haushalt umzuschichten.

Sofern also die Nationalmannschaft entsandt werden soll, so müßten die Mehrkosten von 104.000 EUR von dritter Seite zur Verfügung gestellt werden.

Wir haben seit dem Jahresbeginn und in den letzten Tagen intensive Gespräche mit Vertretern der Mitgliedsorganisationen, darunter Landesverbänden und Vereinen der GFL, und auch unseren Partnern/ Sponsoren und auch Sponsoren von GFL Vereinen geführt.

Zwar ist eine generelle Bereitschaft da, einen Beitrag zu leisten, nur bleibt unter dem Strich immer wieder als Ergebnis, daß die Zeit, um hier sinnvoll irgendetwas auf die Beine zu stellen zu kurz und die fehlende Planungssicherheit für alle Beteiligte unzumutbar ist. Jedenfalls sind Landesverbände, GFL Vereine, Aktive und auch die Wirtschaftspartner des AFVD nicht in der Lage in der Kürze der Zeit belastbare Finanzierungszusagen über 104.000 EUR zu geben.

Der Weltverband IFAF hat insgesamt drei Jahre Zeit gehabt, eine vernünftige Weltmeisterschaft auf die Beine zu stellen. Dieser Verpflichtung ist die IFAF nicht nachgekommen. Jetzt soll eine Lösung auf dem Rücken der Teilnehmer und Aktiven erfolgen.

Ab einem gewissen Punkt muß ein Nationalverband dann den Schutz der Integrität der eigenen Wettbewerbe und die Planbarkeit der eigenen nationalen Ligen höher stellen, als eine nicht praktikable Vision einer vielleicht oder vielleicht auch nicht stattfindenden Weltmeisterschaft im Nirgendwo.

Der AFVD wird nunmehr abwarten, welche weiteren Entwicklungen es zu der Thematik geben wird. Die nach wie vor beste Option wäre eine Verschiebung der Weltmeisterschaft auf 2016 oder 2017.

Mit freundlichen Grüßen




Robert Huber Peter Springwald
- Präsident - - Vizepräsident -