Liebe Footballfreundinnen und -freunde,
wir stehen in der Covid-19-Pandemie vor einer Herausforderung, wie sie die meisten bisher noch nicht erlebt haben. Beruflich, privat und im sportlichen Bereich im Verein stehen wir alle täglich vor der Frage, wie sich unser Leben ändert und noch ändern wird. Die Pandemie diktiert das Geschehen, wir selbst und auch die „große Politik“, die Entscheidungen zu verantworten hat, sind in der Situation, abwarten zu müssen, wie die Pandemie uns vor uns hertreibt.
Die Dinge können sich täglich ändern, zum Positiven wie zum Negativen. Wer hätte im April gedacht, dass schon im Mai überhaupt wieder trainiert werden könnte? Und wer hätte gedacht, dass ein Wettkampfbetrieb mit Zuschauern für den September von der Politik freigegeben werden könnte? Es war und ist immer noch eine Hoffnung. Doch die ganze Welt muss sich täglich praktisch neu erfinden, so auch wir in Football-Deutschland. So lange die Chance besteht, dass im September Football-Spiele möglich werden, müssen wir gemeinsam daran arbeiten, dass wir unter den dann geltenden Bedingungen auch dazu in der Lage sein werden.
Der American Football Verband Deutschland (AFVD) versucht seit Beginn der Pandemie, den richtigen Weg zu finden, Football in Deutschland am Leben zu halten. Dies gilt für die Ligen in eigener Trägerschaft, aber auch jene der Landesverbände. Auch dabei gilt: Die Situation ändert sich ständig, Rahmenbedingungen selbst für die nächsten Wochen sind stets nur abzuschätzen, und es ist nur natürlich, dass es dabei auch Rückschläge geben kann.
Doch unabhängig davon, was im September 2020 sein wird: Football-Deutschland muss sich der Situation stellen. Denn wie bereits festgestellt: Die Dinge können sich täglich ändern, zum Positiven wie zum Negativen. In Deutschland sind die Neuinfektionszahlen derzeit stabil, sinken aber nicht mehr so stark wie noch vor einigen Wochen. In einigen Ländern der Welt steigen sie dramatisch, die Suche nach einem Impfstoff läuft zwar, aber selbst die WHO rechnet mit einer Verfügbarkeit frühestens in den kommenden Jahren. Verband und Vereine müssen sich jetzt also bereits darauf einstellen, dass auch die Spielzeiten der kommenden Jahre unter den genau gleichen Vorbehalten stehen könnten wie eine Saison in diesem Herbst.
Die Arbeit an Hygienekonzepten im Verband und in jedem einzelnen Verein muss so oder so gemacht werden. Auch jene, die seit Beginn der Pandemie für sich entschieden haben, im Jahr 2020 keinen Sport mehr durchzuführen, können sich nicht sicher sein, dass im Jahr 2021 „Business as usual“ herrschen wird. Diejenigen, die optimistisch sind und fest entschlossen, in diesem Herbst zu spielen, können auch nicht garantieren, dass nicht im letzten Moment Ereignisse eintreten, die sie ausbremsen. Dies sind nur die zwei Extreme der Skala, jeder Verein in Deutschland befindet sich in seiner ganz speziellen Situation zwischen diesen beiden Polen.
Die Aufgabe des Verbandes ist nun, allen Interessen möglichst ausgewogen gerecht zu werden. Die Abstimmungsprozesse in Ligen und Verbänden brauchen ihre Zeit. Es ist den letzten Jahren und Jahrzehnten gelungen, die German Football League (GFL) als 1. Bundesliga kontinuierlich an der Nahtstelle zwischen Amateur- und professionellem Sport vorwärts zu entwickeln. Das Wachstum und die mit ihm einhergehenden Veränderungen kosten die Menschen, die in den Vereinen und im Verband arbeiten, viel Kraft, und in einer Krisensituation wie derzeit erst recht.
Es ist erst einmal ein sehr gutes Zeichen, dass inzwischen von außen der Blick auf die GFL mit ganz anderen Ansprüchen verknüpft ist als noch vor zehn Jahren. Die Politik, Medien, Wirtschaftspartner und internationale Organisationen des Sports nehmen sie als nach und nach in die Gilde der „etablierten“ Mannschaftssportarten hereinwachsende Liga wahr.
Der hohe Anspruch von außen verschwindet in der Pandemie nicht. Die Politik erwartet von einer Liga wie der GFL wie selbstverständlich die gleiche Vorarbeit, wie sie in anderen führenden Mannschaftssportarten geleistet wird. Das Hygiene-Konzept Football wird am Ende sehr umfangreich dezidiert darlegen müssen, wie Football unter Pandemie-Bedingungen gespielt werden kann. Berufsgenossenschaften, Gesundheitsämter, Gesundheits- und Innenministerien, Stadionbetreiber und andere Institutionen setzen voraus, dass Football-Deutschland so etwas liefern kann.
Die Sportministerinnen und Sportminister der Bundesländer haben kürzlich die Vorgabe gemacht, Sportveranstaltungen mit Zuschauern ab September zu ermöglichen. Dies geschieht nicht zufällig: Fußball, Handball, Basketball, Volleyball, Eishockey und viele andere Sportarten in Deutschland drängen die Politik, ihre Interessen nun wieder stärker zu berücksichtigen. Dort ist seit Beginn der Pandemie die drängendste Frage: „Wann können wir endlich wieder spielen, und was müssen wir dafür tun?“ Auch im Football muss dies das Ziel sein.
Um es klar zu sagen: Es kann sein, dass 2020 am Ende nicht gespielt werden wird. Es ist aber keine Option, jetzt tatenlos die Situation auf sich zurollen zu lassen. Der AFVD versucht, den Vereinen der GFL, GFL2, GFL Juniors, DBL, DBL2 und DFFL – aber auch denen in den Ligen der Landesverbände zu helfen, das zu tun, was sie wollen: den einen in einem geordneten Verfahren den Spielbetrieb zu beenden. Den anderen einen Spielbetrieb zu ermöglichen.
Dieses Verfahren ist in gemeinsamen Runden besprochen und einmütig beschlossen worden. Der juristische Rahmen dazu ist im Einklang mit den bisherigen Regularien gesetzt und damit der Weg dafür frei gemacht worden, dass eine Saison in den AFVD-Lizenzligen gespielt werden könnte und dass die Vereine dabei eine Ausstiegs-Option haben. In der Öffentlichkeit ist es teilweise so dargestellt worden, als seien die Bedingungen geändert worden.
Auch dies gehört zu den Begleiterscheinungen des Wachstums der GFL und Football-Deutschlands: Juristische Genauigkeit wird in diesem Prozess immer wichtiger, und manche juristische Klausel ist im ersten Moment nicht sofort nachvollziehbar. Im Falle der AFVD-Ligen geht es zum Beispiel um den Begriff der „Lizenz“. Diese ist im Sinne der AFVD-Bestimmungen nicht nur eine „Berechtigung“, um an einer Liga teilzunehmen. Sie ist gleichzeitig eine Verpflichtung, teilzunehmen und zwar an jedem angesetzten Spiel, im Sinne der beteiligten Vereine: Wer möchte schon gern, dass ein bereits ausgeschiedener Verein zum letzten Spiel nicht mehr anreist, wenn er selbst alles für das Event vorbereitet hat?
Eine Rückgabe der Lizenz oder ein solches Nichtantreten ist daher in „normalen Spielzeiten“ zwingend mit einer Geldstrafe verbunden. Diese Regelung musste für 2020 nun natürlich modifiziert werden, und geschehen ist dies, indem für die Saison 2020 der Automatismus der Geldstrafe aufgehoben wurde, wenn ein Verein aus Gründen der Covid-19-Pandemie nicht antreten kann. Damit ist die Freiwilligkeit der Teilnahme für die Vereine umgesetzt worden. Das Nichtantreten aus anderen Gründen als der Pandemie ist allerdings weiterhin zum Schutz der beteiligten Vereine natürlich nicht erwünscht. Daher ist die Geldstrafe nicht allgemein für alle Fälle gestrichen worden, sondern nur für die Covid-19-bedingten.
Auch wird mit der Rückgabe die Spielberechtigung in der Liga für die Zukunft nicht abgegeben. Die Lizenz ist ohnehin immer nur für ein Jahr gültig und muss jede Saison neu beantragt werden. Ein Verein muss sich im Vorjahr eigentlich sportlich für eine bestimmte Liga qualifiziert haben. Diese Voraussetzung ist für die Saison 2021 nunmehr geändert worden. Das geänderte Lizenzstatut sichert dem Verein zu, 2021 für die Lizenzliga melden zu können, für die der Verein 2020 qualifiziert war.
Die Zeiten sind schwierig und jeder hat seine Zwänge. Es gibt aber die begründete Hoffnung, dass Football-Deutschland gestärkt aus der Pandemie hervorgehen wird! Football hat sich in Deutschland ohne jegliche Hilfe von außen zu dem entwickelt, was es heute ist. Und es wird auch aus sich heraus diese Krise meistern können.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Robert Huber
– Präsident –
Download: Informationsschreiben 2020-07-22