Ein schweres und intensives WM-Turnier für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft erreicht am Sonntag, 7. August, im finnischen Vantaa seinen Höhepunkt. Im Spiel um Platz fünf spielt das AFVD-Team um 12 Uhr deutscher Zeit (Livestream bei AFI.TV geplant) gegen Mexiko. Der WM-Dritte von 2017 galt auch diesmal wieder als Medaillenkandidat, doch konnte das Team wegen Problemen mit den Flugbuchungen nicht wie geplant drei Tage vor dem Viertelfinale anreisen.
Erst als die ersten Spiele in Vantaa gespielt waren, trafen die Mexikanerinnen grüppchenweise am Flughafen Helsinki ein. Trotz Jet Lag und nur improvisierter Vorbereitung auf das Spiel setzte sich das Team gegen Australien am Mittwoch mit ein wenig Wut im Bauch wie erwartet mit 34:6 durch. Die Mexikanerinnen hatten die Partie gleich mit einem Trickspielzug eröffnet, konnten auch danach im Angriff recht unbeirrt vorwärts marschieren, und nach drei Touchdown-Pässen von Quarterback Maria Cruz war mit der 20:0-Halbzeitführung die Vorentscheidung gefallen. Nach der Pause legte Mexiko noch einen Touchdown-Lauf und einen weiteren Touchdown-Pass nach, konnte sich im Großen und Ganzen aber bereits für das Spiel um Platz fünf schonen.
Das war für das deutsche Team komplett anders: Den Spielerinnen wurde in ihren zwei Partien allerhand abverlangt. Zuerst stemmte man sich gegen das Tempo von Dreifach-Weltmeister und Turnierfavorit USA, danach gab es das intensive und über die volle Dauer umkämpfte Duell gegen Schweden. Im ersten Spiel war die deutsche Defense fast und im zweiten sogar über zwei Drittel der Spielzeit auf dem Platz. Was die Leistung in der dramatischen Schlussphase gegen Schweden so bewundernswert macht, ist nun wegen der Belastung vor dem Vergleich mit Mexiko eine klare Hypothek.
Wenig verwunderlich stand in den letzten Tagen für das Team in Vantaa vor allem Regeneration an, gepaart mit der taktischen Vorbereitung auf den Gegner im Theorie-Raum. Der deutsche Trainerstab plant in guter Football-Tradition, für das abschließende WM-Spiel alle 45 Spielerinnen des Kaders an die Seitenlinie und im Laufe der Partie auch aufs Feld zu bringen. Hinter einer knappen Handvoll Spielerinnen stehen noch Fragezeichen, ob sie rechtzeitig genug wirklich fit sein werden.
„Verdient hätte unsere Mannschaft Platz fünf sicherlich, nach all dem, was sie geleistet hat in dieser Turnierwoche“, sagt Head Coach Tom Balkow. „Wir müssen uns schrittweise der Weltspitze nähern. Dies ist eine Aufgabe für Jahre oder Jahrzehnte. WM-Platz fünf oder sechs ist der erste Schritt, dann müssen wir bei der nächsten Auflage hoffentlich nicht gleich zu Beginn gegen die USA ran wie diesmal. Dank des Sieges gegen Schweden haben wir in jedem Fall hier schon besser abgeschnitten, als man uns vorher eingeordnet hat. Nun geben wir einfach noch einmal alles, was möglich ist.“
Fest steht, dass es eine dritte schwere Aufgabe für das deutsche Team geben wird. Generell ist das Niveau im mexikanischen Football dank der Nähe zu den USA hoch – ob nun bei den Männern, im Universitätsbereich oder eben bei den Frauen. Die Mexikanerinnen werden zeigen wollen, dass sie eigentlich in die Medaillenrunde gehört hätten. Die Widrigkeiten, die sie bei diesem aus ihrer Sicht verpatzten Turnier durchstehen mussten, dürften sie in den letzten Tagen als Mannschaft noch einmal mehr zusammengeschweißt haben. Der Nachteil verkehrt sich nun in einen Vorteil, auch weil sie so bisher nur ein Spiel bestritten haben und nicht zwei so kräftezehrende wie die deutsche Mannschaft.